Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Warnstreik

War mal eine Aktion für drei oder vier Stunden. Inzwischen aber eskaliert Verdi lieber sofort.

Von Detlef Esslinger

An sieben Flughäfen ruht an diesem Freitag der Betrieb, wegen einer Aktion, die die Gewerkschaft Verdi "Warnstreik" nennt. Der Begriff hat in den vergangenen Jahren eine Bedeutungsverschiebung erfahren. Ursprünglich war ein Warnstreik etwas, das drei oder vier Stunden dauerte. Damit wollte eine Gewerkschaft die Arbeitgeber warnen: Seid in den Tarifverhandlungen lieber nicht zu knickerig; und falls doch, können wir noch ganz anders. Vor allem Verdi ist mittlerweile in vielen Branchen dazu übergegangen, bereits mit einem Warnstreik richtig Schaden anzurichten - indem dieser nicht mehr über Mittag, außerhalb des Hochbetriebs, sondern gleich für den ganzen Tag angesetzt wird. Der Unterschied zum unbefristeten Streik ist, dass dieser bei den meisten Gewerkschaften erst nach einer Urabstimmung der vom Konflikt betroffenen Mitglieder ausgerufen werden kann. "Unbefristet" heißt indes nicht unbefristet, sondern dass die Gewerkschaft mal die eine, mal die andere Arbeitnehmergruppe zum Streik aufruft, mal kürzer, mal länger; je nach Gutdünken. Die Warnstreiks an den Flughäfen sind Teil der Tarifrunde bei Bund und Kommunen, es dürften nicht die letzten sein. Erstens helfen sie Verdi, neue Mitglieder zu gewinnen. Zweitens ist die entscheidende Verhandlungsrunde erst Ende März.

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