Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Straße von Taiwan

Ein 180 Kilometer enger Seeweg, auf den der Welthandel angewiesen ist.

Von Lea Sahay

Der taiwanische Albtraum zieht sich als eingezeichnete Linie beginnend in Fuzhou, in Südchina, quer über die Straße von Taiwan nach Hsinchu in Nordtaiwan: Eine Autobahnstrecke und Zugverbindung, die bis 2035 beide Orte miteinander verbinden soll. So sieht es zumindest ein Plan der chinesischen Führung vor, den sie ganz offiziell vor zwei Jahren vorstellte. So ließe sich die 180 Kilometer breite Meerenge überwinden, früher auch Formosastraße genannt, die die eigenständig regierte Demokratie von ihrem autokratischen Großnachbarn trennt. Schon in den 1990er-Jahren träumte die Kommunistische Partei von einem Tunnel unter dem Gewässer, manche sagen, sie lasse heimlich schon graben. Der britische Economist bezeichnete die Wasserstraße jüngst als den "gefährlichsten Ort" der Welt. Chinas Militärübungen sind dort fast Alltag geworden, wobei die Kriegsschiffe immer häufiger auch die Mittellinie überqueren. Die Seegrenze gilt als inoffizielle, aber weitgehend respektierte Grenze zwischen China und Taiwan. Eine Blockade, wie Peking sie mehrmals übte, hätte globale Folgen, denn das Gewässer gehört zu den wichtigsten Seerouten: Fast die Hälfte aller Containerschiffe der Welt fahren zwischen der Volksrepublik und der freien Insel hindurch.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5804572
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.