Süddeutsche Zeitung

Krieg in der Ukraine:Ein symbolträchtiger Schlag

Der Raketenkreuzer "Moskwa" ist der Stolz der russischen Schwarzmeerflotte. Sein Untergang ist deshalb ein großer Verlust.

Von Frank Nienhuysen, München

Seit fast zwei Monaten dauert der Krieg in der Ukraine an, und er hat schon jetzt eine Reihe von Symbolen erzeugt. Die Häusergerippe und Schutthaufen von Mariupol stehen für die physische Zerstörungswucht der russischen Angriffe auf ukrainische Städte. Der Name Butscha ist zu einem Synonym für Gräuel und Kriegsverbrechen geworden, verübt an der ukrainischen Zivilbevölkerung. Und die Bilder von Selenskijs Bunkerauftritten dokumentieren gebündelt all seine Bitten, Appelle und Aufforderungen an die westlichen Staaten, der Ukraine zu helfen mit möglichst schweren Waffen.

Jetzt ist wieder ein Symbol hinzugekommen, grau und 180 Meter lang: der russische Raketenkreuzer Moskwa, auf Deutsch: Moskau. Auch dies ist typisch für diesen Krieg, dass Russland und die Ukraine verschiedene Ansichten über den Hergang erzählen. Doch dass das strategisch wichtige Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte gesunken ist, steht nun auch nach Moskaus Bestätigung nicht mehr in Zweifel. Für Russland ist dies ein heftiger Verlust und ein schwerer Schlag.

Russland kann das Jahrzehnte alte, mit Orden ausgezeichnete und mehrmals modernisierte Schiff nicht einfach ersetzen. Dieses Schiff steht symbolhaft für andere überraschende Verluste in diesem Krieg und dafür, wie verwundbar die übermächtige Streitmacht immer wieder ist. Umgekehrt gilt: Der Ukraine dürfte der Untergang des russischen Flaggschiffs moralisch erheblichen Auftrieb geben. Vermutlich allerdings nur kurz: Denn in diesem Krieg gibt es einfach zu viele Fronten, und ganz rasch könnte die ukrainische Hauptstadt erneut wieder im Visier russischer Truppen sein. Die Freude könnte kurz währen.

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