Süddeutsche Zeitung

Kinderarbeit:Im Anfang ist die Tat

Die Vereinten Nationen wollen Kinder schützen und ihnen Bildung ermöglichen. Um dies zu schaffen, müssen endlich alle Staaten mitmachen - und die Konsumenten.

Kommentar von Carina Seeburg

Kinder, die Gestein in Minen schlagen, Kleider für unsere Billigmärkte nähen oder anderer Leute Schuhe putzen. Es gibt sie überall in jenen Gesellschaften, die zu den Verlierern des Weltwirtschaftssystems gehören. Mehr als 150 Millionen Kinder müssen weltweit arbeiten, um zu überleben, die Pandemie hat die Lage noch verschärft. Doch die Vereinten Nationen wollen bis 2025 Kinderarbeit ausmerzen. Das ist ein hehres Ziel, aber es wird nicht erreichbar sein, wenn die Weltgemeinschaft keine Taten folgen lässt.

Die Zeit drängt. Millionen Kinder sind in der Corona-Krise aus dem Bildungssystem gefallen und auf dem Arbeitsmarkt gelandet. Digitaler Ersatzunterricht? Eine Illusion für arme Familien, die sich keine technische Ausrüstung samt Internet leisten können. Stattdessen zwingen weggebrochene Einnahmen der Eltern immer mehr Kinder zur Arbeit - oft auch zu solcher, auf der die westliche Wohlstandsgesellschaft beruht. Viele dieser Kinder werden nie in die Schule zurückkehren.

Bloße Empörung hilft ihnen wenig. Staaten rund um den Globus sind gefordert, Kindern Bildung zu ermöglichen und Kinderarbeit zu bekämpfen. Dazu braucht es Gesetze für Lieferketten, die menschenrechtliche Mindeststandards festlegen. Freiwillige Selbstverpflichtung reicht nicht. Und wer gegen Kinderarbeit ist, darf kein Fünf-Euro-T-Shirt kaufen, obwohl er sich faire Preise leisten könnte.

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