Süddeutsche Zeitung

Katholische Kirche:Klar und deutlich gegen die AfD

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Völkischer Nationalismus ist mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild unvereinbar. Das schreiben die katholischen deutschen Bischöfe. Sie sind sich einig wie selten. Endlich.

Kommentar von Annette Zoch

Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde. In jedem einzelnen Menschen spiegelt sich Gott selbst wider. Es ist ein Kernsatz des Christentums, darin wurzelt das christliche Gebot der Nächstenliebe und das Prinzip der unantastbaren Menschenwürde. In radikalisiertem Denken aber werde diese gleiche Würde aller Menschen entweder geleugnet oder relativiert und als irrelevant für politisches Handeln erklärt, schreiben die deutschen katholischen Bischöfe in ihrer am Donnerstag verabschiedeten Erklärung. Völkischer Nationalismus sei deshalb mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild unvereinbar.

Rechtsextreme machen sich auch katholische Positionen zunutze

Auf ihrer am Donnerstag in Augsburg zu Ende gegangenen Frühjahrsvollversammlung haben die Diözesan- und Weihbischöfe diese Erklärung einstimmig verabschiedet. So deutlich und so scharf wie noch nie haben sich die Oberhirten darin gegen die AfD positioniert, erwähnen sie sogar namentlich in dem Papier. Noch nie haben die katholischen Bischöfe so explizit vor einer im Bundestag vertretenen Partei gewarnt. Es ist ein bedeutendes und historisches Signal in die Gesellschaft.

Dies gilt umso mehr, als katholische Positionen wie zum Beispiel der Schutz des ungeborenen Lebens von Rechtspopulisten und Rechtsextremen besetzt und instrumentalisiert werden. Eine klare Abgrenzung war gerade hier dringend nötig. Das Papier wird aber auch innerhalb der katholischen Kirche viele Diskussionen auslösen, schließlich sind AfD-Mitglieder und -Anhänger auch in den Kirchen vertreten. Wie geht man um zum Beispiel mit einem Pfarrgemeinderat, der in der AfD ist, wie mit einer Erstkommunion-Katechetin?

Man will gesprächsbereit bleiben, den Dialog mit AfD-Sympathisanten suchen, sagen die Bischöfe. Aber im Kern sind sie unmissverständlich und vor allem: geeint. Jeder Bischof könne jeden einzelnen Satz der Erklärung unterschreiben, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing.

Das ist bemerkenswert, bedenkt man, wie zerstritten die Bischöfe zuletzt häufig waren. Und zu Beginn dieser Vollversammlung sah es kurz so aus, als könne auch dieses Bischofstreffen in Zank und Zeter enden. Per blauem Brief hatte Rom kurz vor der Vollversammlung die Bischöfe aufgefordert, eine Abstimmung über die Satzung des Synodalen Ausschusses von der Tagesordnung zu streichen. Das Gremium sollte die deutsche Reformdebatte "Synodaler Weg" verstetigen, doch dieses birgt aus Sicht der Römer mit Luther-Trauma schismatisches Potenzial und wird entsprechend eisern bekämpft.

Bätzing strich den Punkt also von der Tagesordnung, sparte aber nicht mit Kritik an den Kurialen und warf ihnen Verzögerung vor. Zum Ende der Vollversammlung äußerte er sich dann wieder konzilianter und sagte, man müsse den Konflikt im Gespräch lösen. Bätzing wird nicht müde zu betonen, dass der deutsche Synodale Weg und der von Papst Franziskus angestoßene weltweite synodale Prozess nicht im Gegensatz zueinander stünden, sondern sich ergänzen könnten. "Bald" werde eine Delegation nach Rom reisen, sagte Bätzing nun, aber ohne Details zu nennen.

Statt den Zank mit Rom zu eskalieren, ist es den Bischöfen nun zum ersten Mal seit Längerem gelungen, gemeinsam ein dringend nötiges gesellschaftliches Ausrufezeichen zu setzen.

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