Süddeutsche Zeitung

CDU:Kandidat Braun

Merkels Kanzleramtsminister will Parteichef werden. Die Frage, die er nun schleunigst beantworten muss: Warum?

Kommentar von Robert Roßmann

Die CDU ist eine eigenartige Partei. Angela Merkel ist immer noch die mit Abstand beliebteste Unionspolitikerin. Trotzdem gibt es in der CDU eine weitverbreitete Sehnsucht nach Friedrich Merz - der wie kaum ein anderer für Distanz zur Kanzlerin steht.

Das ist das Spannungsfeld, in das sich Helge Braun jetzt mit seiner Kandidatur für den Parteivorsitz begibt. Die einen ignorieren die vielen Baustellen, die Merkel hinterlässt, und idealisieren die Kanzlerin. Die anderen dämonisieren Merkel beinahe - Merz hat ihre Bundesregierung einmal als "grottenschlecht" abgekanzelt.

Braun will und wird sich nicht von Merkel absetzen, das könnte er als langjähriger Staatsminister und Minister im Kanzleramt auch gar nicht glaubwürdig. Aber er wird zeigen müssen, dass er nicht das letzte Aufgebot der Merkelianer im Kampf gegen Merz ist. Und dass er eine Vorstellung davon hat, wie eine CDU der Zwanzigerjahre aussehen sollte. Denn bisher kann kaum einer sagen, wofür Braun steht. Die vielen Jahre in einer Koalitionsregierung haben ihn politisch glatt geschliffen.

Norbert Röttgen, der dritte Bewerber, hat am Freitag bei einem erfrischend klaren Auftritt bereits sehr genau formuliert, was sich in der CDU ändern sollte und wohin er die Partei führen will. Wenn es Braun nicht gelingt, überzeugend nachzuziehen, wird er es bei der Mitgliederbefragung nicht einmal in eine Stichwahl gegen Merz schaffen.

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