Süddeutsche Zeitung

Grüne:Mit gespaltener Zunge

Die Partei kritisiert die Corona-Politik im Bund, während sie in den Ländern selbst damit scheitert.

Von Constanze von Bullion

Seit einem Jahr fordern grüne Bundespolitiker mehr Entschlossenheit in der Pandemiebekämpfung. Mal prangert Parteichefin Annalena Baerbock ein staatliches Scheitern beim Schutz von Schulkindern an. Mal fordern grüne Bundestagsabgeordnete, die Kanzlerin müsse die dritte Welle stoppen, dringend. Nur - was kriegen die Grünen eigentlich selbst hin in den Ländern, die sie mitregieren? Jämmerlich wenig.

Berlins rot-rot-grüner Senat nahm steigende Infektionszahlen jetzt zum Anlass, die vereinbarte "Notbremse" auszusetzen. Statt Lockerungen zurückzunehmen, kam er mit einer Home-Office-Regelung um die Ecke, die griffig ist wie ein aufgeschlagenes Ei. Konsequente Kontaktreduzierung? Darauf gepfiffen. Ein bisschen testen reicht, und dann darf Berlin munter weiterbummeln oder nachts mit Hunderten von Leuten auf irgendeiner Brücke feiern. Sollen doch andere dafür bezahlen.

Die Grünen tragen diesen Wahnsinn mit, nicht nur in Berlin. Ihre Corona-Politik schlingert in elf Landesregierungen mit, ohne eine Spur der Verantwortung zu hinterlassen. Glaubwürdig ist das nicht. Wer Konsequenz im Bund postuliert, muss sie sich auch in den Ländern zumuten - oder sollte den Theaterdonner einstellen.

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