Süddeutsche Zeitung

Frankreichs Sozialisten:Zeichen der Schwäche

Die einst ruhmreiche Partei schlüpft vor der Parlamentswahl allen Ernstes beim Linkspopulisten Mélenchon unter.

Von Karoline Meta Beisel

Nach den Grünen und den Kommunisten haben sich nun also auch die Sozialisten dem neuen Bündnis um Jean-Luc Mélenchon und seine Linkspartei angeschlossen - damit ist das linke Lager in Frankreich zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder geeint.

Die Freude über die "historische Wiedervereinigung", als die der Zusammenschluss nun von manchem gefeiert wird, dürfte allerdings von kurzer Dauer sein. Gerade die Sozialisten haben sich der "Neuen ökologischen und sozialen Volksunion", wie sich das Bündnis nennt, nicht aus Liebe angeschlossen. So betonen viele bekannte Parteimitglieder jetzt in ihren Communiqués ihre vielfältigen Differenzen zum antikapitalistischen und EU-feindlichen Mélenchon. Dass sie trotzdem mit ihm in die Wahl ziehen, ist ein Zeichen ihrer Schwäche: Nach ihrem katastrophalen Abschneiden bei der Präsidentschaftswahl glauben sie, bei der jetzt anstehenden Parlamentswahl nur mit seiner Hilfe ein paar Mandate ergattern zu können.

Einig sind sich die Parteien vor allem in ihrem Ziel, Präsident Emmanuel Macron eine Regierungsmehrheit zu verwehren - manche sehen in der Parlamentswahl darum eine Art dritten Wahlgang der Präsidentschaftswahl. Aber selbst wenn es Macron gelingen sollte, sich erneut eine Mehrheit zu sichern, was nicht unwahrscheinlich ist - eine dritte Amtszeit in Folge ist für ihn durch die Verfassung ausgeschlossen. Darum ist der treffendere Vergleich eigentlich dieser: Mit der Parlamentswahl jetzt beginnt der Wahlkampf 2027.

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