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2. Staffel "Ted Lasso" bei Apple TV+:Volltreffer

Lesezeit: 2 min

"Ted Lasso" über einen trotteligen Fußballcoach geht in die zweite Runde.

Von Josef Grübl

Es geht los mit einem verschossenen Elfer, was keinen wundert, schließlich ist man ja in England. Dieser Fehlschuss hat aber fatale Folgen, genauer gesagt muss das Vereinsmaskottchen, daran glauben. Der geliebte Windhund jagte einer Taube nach und geriet ganz unglücklich in die Schusslinie. Die Fans sind schockiert, das Team am Boden zerstört, der Elfmeterkiller braucht psychologische Hilfe. Doch zum Glück gibt es noch Ted Lasso: Der Trainer des fiktiven Londoner Fußballvereins AFC Richmond schafft es auch in den neuen Folgen der US-Comedyserie, alle Beteiligten aufzubauen, mit seiner unnachahmlichen Mischung aus Einsatzfreude, Einfalt, Humanität und Humor.

Dabei ist der Mann Amerikaner, in Kansas trainierte er mit mäßigem Erfolg ein College-Football-Team. Wie es ihn als Fußball-Laien nach England verschlug, davon erzählte Staffel eins. Die Klubchefin suchte nach einem Volltrottel, der den von ihrem Ex heißgeliebten Klub in den Untergang führen sollte. Klappte natürlich ebenso wenig wie das Auseinanderdriften de

s Teams aufgrund der Allüren einiger Dribbeldiven. Das einzige Problem, das die Serie zu Beginn der neuen Staffel hat: Ted Lasso ist zu nett. Wie soll es noch zu Konflikten kommen, wenn es keinerlei Gegenspieler mehr gibt? Wenn selbst die exzentrischsten Engländer dem Charme eines Schnauzbartträgers aus der amerikanischen Provinz erliegen?

Ted Lasso hat auch einen Faible für Hollywoodfilme aus den Neunzigern

Aber auch hier hat sich der Serienerfinder und Hauptdarsteller Jason Sudeikis etwas einfallen lassen: So führt er in der dritten Folge Led Tasso ein, das Alter Ego der Titelfigur. Und Led Tasso ist all das, was Ted Lasso niemals sein könnte: Aufbrausend, cholerisch und mit dem Furor eines Tyrannen ausgestattet, dass selbst der verwöhnteste Fußballmillionär vor ihm kuscht. Wobei die sportlichen Misserfolge des AFC Richmond kaum eine Rolle spielen, sie halten höchstens für den einen oder anderen Gag her.

Trotzdem ist dieser Coach der Held der Stunde: Als eine von vielen eigenen Serien des Streamingdienstes von Apple gestartet, entpuppte sich "Ted Lasso" als die erfolgreichste, sie rangierte monatelang unter den beliebtesten Streaming-Serien der USA, Jason Sudeikis gewann einen Golden Globe, aktuell ist die Serie für 20 Primetime Emmys nominiert. Dabei kann sie es weder mit den Schauwerten von "See" oder der Starpower von "The Morning Show" aufnehmen, zwei weiteren Serienproduktionen aus dem Hause Apple. Dafür hat Ted Lasso Herz und Seele - eine Eigenschaft, die so manchen modernen Serienhelden von heute fehlt. Und dann wäre da noch Teds Faible für Hollywoodfilme aus den Neunzigern: Was Lieblings-Leinwandpaare wie Tom Hanks und Meg Ryan, Julia Roberts und Hugh Grant oder Matthew McConaughey und Kate Hudson mit modernem Fußball zu tun haben? Das erscheint nach Ted Lassos Vortrag absolut einleuchtend.

Ted Lasso, bei Apple TV+

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