Süddeutsche Zeitung

Tatort aus Wien:Immer Prügel für Inkasso-Heinzi

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In Wien geht es um die Ehehölle - und noch viel mehr. Bibi Fellner und Moritz Eisner kämpfen sich durch einen sehr wirren Fall.

Von Claudia Tieschky

Immer gern zur Hand im Fernsehen, wenn was richtig Quälendes her muss, ist die sogenannte Ehehölle. Auch im Tatort aus Wien ist sie da, aber dann sehr schnell vorbei. Der Finanzbeamte Weingartner kotzt eines Tages in den Dienstpapierkorb, kommt vor der üblichen Zeit krank nach Hause geschlichen und zwar exakt in dem Moment, in dem seine Frau ihrer besten Freundin bei Sekt und Pralinen von den Orgasmen mit ihrem Liebhaber vorschwärmt. Timing ist da der halbe Krimi. Gleich darauf liegen die beiden Vorstadtweiber mit durchgeschnittenen Kehlen in ihrem Blute, und der schon vorher freudlose Finanzbeamte wird noch freudloser, als einem Staranwalt das Kunststück gelingt, ihm zu einem Freispruch zu verhelfen.

Wäre dieser Wiener Tatort an dieser Stelle anders abgebogen, hätte die Folge "Alles was Recht ist" (Regie Gerald Liegel, Buch Karin Lomot und Robert Buchschwenter) das Psychogramm eines unbestraften Täters werden können, der nicht einfach davonkommen will. Johannes Zeiler spielt den tiefgläubigen, messer- und revolverbewaffneten traurigen Finanzbeamten Weingartner jedenfalls so, dass man die unerzählte Geschichte dieses Antihelden wissen möchte. Aber Weingartner kommt für eine ganze Weile abhanden und wird erst ab Minute 57 ungelenk in die Handlung zurückmontiert.

In der Zwischenzeit ermordet jemand den gewitzten Anwalt, und überall tauchen Verdächtige auf, die oft nicht lange bleiben. Ein Motiv hätte Weingartners Tochter, deren Alibi an einer Beilage zur Rindsroulade scheitert. Ins Spiel kommen des Weiteren Weingartners Haftbekannter, der Dauergefängnisbewohner "Inkasso-Heinzi" (zauberhaft treuherzig: Simon Schwarz) und eine gewisse Frau Gavric, die dafür sorgt, dass der Inkasso-Heinzi in jedem neuen Knast verprügelt wird, sowie eine sehr gläubige Gärtnerin; Frau Gavric putzt zufällig in der Kanzlei des inzwischen toten Anwalts und hat eine Nichte, die dann auch eine Geschichte erzählt.

Irgendwann fühlt man sich wie jemand, der auf einer Parkbank sitzt, während ständig neue seltsame Tiere vorbeirennen. Spannend? Unter dem Aspekt der Artenvielfalt im Krimi unbedingt.

Freunden der grundehrlichen Wiener Ermittler Bibi Fellner und Moritz Eisner (Adele Neuhauser, Harald Krassnitzer) wird die Geschichte trotzdem gefallen. Sieben Minuten vor Schluss sagt Fellner zu Eisner den ebenfalls grundehrlichen Satz "Du weißt schon, das sind alles Mutmaßungen. Wir haben nichts in der Hand." Und mehr muss man eigentlich auch nicht sagen.

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr.

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