Süddeutsche Zeitung

Talkshow von Larry King:Boulevard CNN

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Ein Neuer für CNN: Der Brite Piers Morgan soll Larry Kings Talkshow ersetzen.

Reymer Klüver

Noch ist der Deal nicht in trockenen Tüchern. Aber es deutet viel darauf hin, dass der Kabelsender CNN einen Nachfolger für Larry King gefunden hat, den Großmeister des Schmuse-Interviews im US-Fernsehen, der vor ein paar Wochen seinen Abschied zum Jahresende verkündet hatte.

Offenkundig soll Piers Morgan ihn ersetzen, ein 45-jähriger britischer Promi-Journalist. Er ist in seiner Heimat selbst ein Star und hat in den vergangenen vier Jahren als Richter in der NBC-Show America's Got Talent auch in den USA Berühmtheit erlangt - zumindest im Zuschauersegment der unter 45-Jährigen, in dem CNN geradezu verzweifelt wieder nach Erfolg sucht.

Morgan hat in dem durchaus erfolgreichen NBC-Talentwettbewerb den Job des blasierten Mäklers übernommen. Das Ganze ist reichlich seicht. Doch soll es nicht darüber hinwegtäuschen, dass Morgan, der reichlich arrogant wirken kann, ein durchaus ernstzunehmender Journalist ist - auf seinem Feld des Promi- und Boulevardjournalismus.

Er hat den Ruf, sich intensiv auf seine Interviews vorzubereiten und die Fähigkeit, Menschen vor laufender Kamera zum Sprechen zu bringen. In seiner Show Piers Morgan Life Stories für den britischen Sender ITV hatte er so unterschiedliche Gäste wie das Busen-Sternchen Katie Price oder den damaligen britischen Premier Gordon Brown.

Ehe Morgan zum Fernsehen kam, machte er in der britischen Boulevardpresse Karriere, war mit 28 Jahren bereits Chefredakteur des Murdoch-Blattes News of the World. Später dirigierte er den Daily Mirror, wurde dann aber 2004 gefeuert, nachdem er gefälschte Bilder veröffentlicht hatte, die angeblich britische Soldaten bei Folterungen zeigten. In den USA ist Morgan exklusiv bei NBC unter Vertrag. Weshalb es Spekulationen gibt, was NBC als Gegenleistung für seine Freigabe von CNN erhält, zumal Morgan um neun Uhr abends in direkter Konkurrenz zu einer Polit-Talkshow der NBC-Kabeltochter MSNBC auftreten würde. CNN hat in jüngster Zeit in der Konkurrenz zu den politisch links aufgestellten Abendshows auf MSNBC und dem Programm des rechten Kabelsenders Fox News erheblich an Zuschauern eingebüßt.

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Quelle:
SZ vom 16.07.2010
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