Süddeutsche Zeitung

Pro Sieben-Serie "Devious Maids":Vier Dienstmädchen und ein Todesfall

Lesezeit: 2 min

Das amerikanische Fernsehen kennt die einfachen Bedürfnisse seines Publikums: simple Geschichten, erlebt von schönen Menschen. Statt verzweifelter Hausfrauen müssen nun hinterhältige Hausmädchen mit dem Poolboy schlafen.

Von Katharina Riehl

Wenn in Deutschland über das amerikanische Fernsehen geschrieben wird, dann ja meistens nur über seine Großartigkeiten. Über Serien, die wie Romane sind und sowieso intelligenter als alles, was sich ein deutscher Fernsehredakteur auf Kosten seines Zwangsgebührenzahlers jemals wird ausdenken können. Man könnte dabei glatt vergessen, dass auch das amerikanische Fernsehen natürlich die einfacheren Bedürfnisse seines Publikums kennt: simple Geschichten, erlebt von schönen Menschen - und bitte keine allzu großen Überraschungen.

Wenn eine Krimi- oder Krankenhausserie zu Ende geht, dann braucht es eben schnell eine neue, und wenn Lynette, Bree und Gabrielle aus ihren Vororthäuschen fliegen, dann müssen eben andere Frauen mit dem Poolboy schlafen. Von 2004 an hatte der Sender ABC großen Erfolg mit seiner Serie Desperate Housewives, mit ein paar verzweifelten Hausfrauen also, die in einem fiktiven Vorort ein überaus fiktives Leben führten, mit Leichen im Garten, Gefangenen in Kellern und natürlich mit wahnsinnig viel nebenehelichem Sex. Desperate Housewives wurde 2012 dann wegen größerer Quotenverluste eingestellt - und 2013 hat Serienautor Marc Cherry die verzweifelten Hausfrauen ersetzt: durch hinterhältige Hausmädchen.

Poolanlagen und Waschbrettbäuche ähnlich gut gepflegt

Devious Maids läuft von diesem Mittwoch an bei Pro Sieben, und man muss nun wirklich kein besonders spitzfindiger Zuschauer sein, um die Absicht hinter dieser Serie relativ schnell durchschaut zu haben. Statt im Städtchen Fairview leben Marisol, Rosie, Carmen und Zoila (Judy Reyes aus Scrubs) zwar in Beverly Hills, doch die Poolanlagen und die Waschbrettbäuche sind dort ähnlich gut gepflegt. Auch die Schnitte, die Dialoge und die Hochglanzoptik von Devious Maids sehen nach wenig anderem aus als nach der neunten Staffel von Desperate Housewives, die der Sender ABC seiner Serie nicht mehr hatte gönnen wollen. Die Hausangestellten waren eigentlich für denselben Sender gedacht gewesen - als dieser die neue Serie dann aber doch nicht in sein Programm nehmen wollte, fand die Produktionsfirma im Kabelsender Lifetime einen anderen Abnehmer.

Wie schon einst zum Auftakt von Desperate Housewives gibt es auch in den großen Häusern von Beverly Hills gleich zu Beginn einen Todesfall, als das Hausmädchen Flora ermordet wird. Weil der Verdacht auf ihren Sohn fällt, schleicht sich die Collegeprofessorin Marisol (Ana Ortiz) als Dienstmädchen in der Nachbarschaft ein, um dessen Unschuld zu beweisen. Die Kriminalhandlung verbindet sich wie beim Hausfrauen-Vorbild mit viel Seifenoper und ordentlich Vorstadtzynismus: Als die Chefin ihr totes Hausmädchen in seinem Blut liegend auf dem Boden findet, rührt das Entsetzen vor allem aus dem Umstand, dass niemand mehr da ist, der die Tote vom Boden putzen könnte. Das Neue an Devious Maids, so es das überhaupt gibt, ist der Hauch von Klassenkampf. In den USA ist das so erfolgreich, dass der Sender bereits die dritte Staffel bestellt hat.

Devious Maids , Pro Sieben, mittwochs, jeweils in Doppelfolgen, 21.15 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 14.10.2014
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