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Neue "Star Trek"-Serie:Zurück aus der Zukunft

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"Star Trek" stand einst für Fortschrittsglaube und Utopien. Warum nur kommt die neue CBS-Serie, die am Montag in Deutschland startet, so retro daher?

Von Kathleen Hildebrand

Star Trek gucken, das hieß immer auch, in eine gute Zukunft zu blicken. Eine Zukunft, in der nicht nur die Menschen, sondern auch Spezies mit blauer Haut, Antennen auf dem Kopf oder mit spitzen Ohren in schöner Eintracht das All erkundeten. Klar, es gab immer mal wieder ein paar fiese Klingonen oder Borg, die das utopisch-harmonische Zusammenleben in der Planetenföderation bedrohten. Aber die grundlegenden Probleme waren gelöst. Schokoeis und Earl Grey zog man sich einfach aus dem Replikator. Und im Zivilisationsprozess übrig gebliebene Restaggressionen baute man in Kampf-Simulationen auf dem Holodeck ab. Star Trek, das war Serie gewordener Fortschrittsglaube.

Es könnte also eigentlich auf schönste Art passend sein, dass gerade jetzt eine neue Star Trek-Serie, es ist die sechste, ins Fernsehen kommt. Am Sonntagabend zeigt das amerikanische Sender-Netzwerk CBS die Pilotfolge von Star Trek: Discovery, von Montag an kann man sie auch in Deutschland auf Netflix ansehen. CBS macht ein gewaltiges Geheimnis aus der Serie. Außer einer kleinen Premierenvorstellung in Los Angeles gab es bislang keine Möglichkeit für Journalisten, auch nur die erste Folge zu sehen, Rezensionen dürfen erst nach der Ausstrahlung veröffentlicht werden. Was bisher bekannt ist: Die Hauptfigur ist erste Offizierin - nicht der Kapitän - des Raumschiffs Discovery. Sie ist ein Mensch, aber als Adoptivtochter von Spocks Vater Sarek auf dem Planeten Vulkan aufgewachsen, also ein Kind zweier Kulturen. Gespielt wird sie von Sonequa Martin-Green, bekannt aus der Zombie-Serie The Walking Dead.

Ist "Star Trek" am Ende seiner Geschichte angekommen?

Was man außerdem weiß: Discovery spielt zehn Jahre vor der ersten Mission von Captain Kirk und seiner Crew. Der große Gegner der Sternenflotte sind, dem Trailer nach zu urteilen, erneut die Klingonen. Wie schon die letzte Star Trek-Serie Enterprise, die von 2001 bis 2005 lief, ergründet die neue also auch lieber wieder die Vergangenheit des Star Trek-Universums, als in der Chronologie der utopischen Zukunft voranzuschreiten. Nachdem die Voyager im Jahr 2377 ihren Weg zurück zur Erde fand, scheint Star Trek am Ende seiner Geschichte angekommen zu sein.

So sehr diese Retro-Verliebtheit beim Publikum funktioniert - auch im Kino sind die jugendlichen Versionen von Kirk und Spock erfolgreich -, so schade ist es doch, dass gerade Star Trek nicht mehr mutig von Fortschritt und Zukunft träumt, sondern nur von deren guter alter Zeit. Bleibt zu hoffen, dass auch die genügend tröstliche Utopien für die Gegenwart bietet.

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Quelle:
SZ vom 23.09.2017
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