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"Il cacciatore" auf Magenta TV:In Wahrheit war es wirklich so schlimm

Lesezeit: 2 min

Auf Magenta TV läuft die zweite Staffel der italienischen Mafiaserie "Il cacciatore - The Hunter" - die Jagd auf die Mafia geht weiter. Und bleibt rastlos und verstörend.

Von Carolin Gasteiger

Auf einmal macht die kleine Carlotta ihre ersten Schritte. Sie läuft. Ohne dass ihr Vater irgendetwas damit zu tun hat. Manchmal muss man die Dinge einfach geschehen, sich überraschen lassen, überlegt Saverio Barone in der zweiten Staffel von Il cacciatore - The Hunter aus dem Off.

Ähnlich hält es der Staatsanwalt der Anti-Mafia-Einheit in Palermo beruflich. Barone will den Mörder seines berühmten Kollegen Giovanni Falcone fassen, Giovanni Brusca. Brusca führt die sizilianische Cosa Nostra an und hat außerdem einen Jungen entführt, dessen Vater mit der Polizei kooperierte. 770 Tage dauere der Krieg bereits, resümiert Barone anfangs. Nun kommt er seinem Gegenspieler so nah wie nie zuvor. Nur nichts forcieren, den Dingen ihren Lauf lassen, sie einfach geschehen lassen. Zu dumm, dass das, was bei seiner Tochter funktioniert, bei der Mafia schiefgeht.

Barone ist der Held der Mafiaserie Il cacciatore - The Hunter, die nun in der zweiten Staffel auf Magenta TV läuft. Es sind die Neunzigerjahre in Palermo, Sizilien ist nach den grausamen Attentaten auf die Staatsanwälte Falcone und später Paolo Borsellino sowie den Verhaftungen namhafter Mafiosi vom Krieg gegen die Cosa Nostra geprägt. Il cacciatore basiert lose auf den Erinnerungen Alfonso Sabellas, der damals selbst Staatsanwalt in Palermo war. Sabella konnte unter anderem auch Giovanni Brusca fassen, auf den Saverio Barone in der zweiten Staffel lauert. Die Mafiosi in Il cacciatore sind reale historische Personen, Giovanni und Enzo Brusca, Leoluca Bagarella. Die Staatsanwälte jedoch sind fiktiv, aber natürlich an Sabella angelehnt, er hat auch am Drehbuch mitgeschrieben.

In vielen Mafiaserien stehen die Täter im Fokus, in Gomorrha etwa der Clan der Casalesi, bei den Sopranos die gleichnamige Mafiafamilie aus New Jersey, bei Narcos ein mexikanisches Drogenkartell. Il cacciatore -"der Jäger" - räumt hingegen die Bühne frei für die andere Seite des Gesetzes. Für Saverio Barone, der durchaus ambivalent porträtiert wird. Lange ist man sich bei ihm nicht sicher, ob er einfach nur ambitioniert oder schlichtweg arrogant ist. Als er neu in der Anti-Mafia-Einheit Palermos anfängt, nachdem er seinen Vorgesetzten verpfiffen hat, eckt er sogleich bei den Kollegen an. Seiner Freundin lässt er keine Wahl: Sie muss ihren Job aufgeben und zu ihm nach Palermo ziehen. In anderen Szenen ist Barone wieder ein liebenswerter und emotionaler Kindskopf, der nachts vergnügt ins Meer springt oder seine Wut über einen Fahndungsmisserfolg auf zehn Kilometern zu Fuß abläuft. Francesco Montanari spielt den Staatsanwalt, der verzweifelt und doch nur alibihaft versucht, Job und Familie gleichermaßen gerecht zu werden, konstant rastlos.

Auf dem Serienfestival in Cannes vor zwei Jahren wurde Montanari dafür als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet, Il cacciatore lief in Italien im öffentlich-rechtlichen Fernsehen und ist nach Meine geniale Freundin der nächste italienische Serienimport bei Magenta TV.

Aber nicht nur Montanari macht Il cacciatore sehenswert, sondern auch die aufregende, teils verstörende Handlung. Die Serie glorifiziert die Cosa Nostra nicht, sondern dokumentiert sie fast schon in all ihrer Brutalität und Skrupellosigkeit und vor düsteren Landschaften. Und eines ist gewiss: In den Neunzigern in Sizilien war es wirklich so schlimm.

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