Süddeutsche Zeitung

Luzern-Tatort "Schmutziger Donnerstag":Mehrtagebart und angekotzter Tonfall

Es ist Fasnachtszeit, auch in der Schweiz, auch beim Schweizer Tatort, dem Sorgenkind der Krimi-Reihe. Ein Todesfall führt im beschaulichen Luzern dazu, dass Kommissar Flückiger die Fasnacht aus ermittlungstechnischen Gründen absagen will. Eine schlechte Idee.

Von Holger Gertz

Der Schweizer Tatort ist das Sorgenkind unter den Tatorten, und wer die Reihe kennt, der weiß: an Problemfällen herrscht da grad kein Mangel. Diese Episode hier, sie heißt "Schmutziger Donnerstag", spielt saisonentsprechend in der Fasnachtszeit, dort treten Verkleidete und Besoffene aus den Kulissen hervor, es geht ausgesprochen laut zu - ein schöner Kontrast zu den üblicherweise schwergängigen Fällen aus Luzern.

Kommissar Flückiger stolpert durch die Straßen, und ein Wesen, das aussieht wie der Tod, schaut ihm traurig hinterher. So fängt es an, so geht es weiter, man lernt den Tod in verschiedenen Daseinsformen kennen und sogar schätzen.

Regisseur Dani Levy hat dem Kommissar, diesem sehr sympathischen Mehrtagebart, ein etwas sperrigeres Profi verpasst, umstellt von verkaterten Menschen muss er versuchen, ein Schweizer Ermittler zu sein, der schwer verärgert ist. "Auch wenn da draußen die Welt verrückt spielt, müssen wir drinnen unsere Arbeit machen", sagt er. So spricht ein Schweizer Ermittler, der schwer verärgert ist, aber manchmal hat er einen angekotzten Tonfall drauf, der über der ganzen Episode liegt. Sagen wir es so: Das Image der Luzerner Krimis war dermaßen im Eimer, da haben sie es mal richtig krachen lassen. Man nennt das den Mut der Verzweiflung.

Schöne Musik, wunderbare Bilder. Menschen mit Eulenspiegelkappen rennen durch den Schnee. Irgendwann will Flückiger die Fasnacht absagen, ermittlungstechnische Gründe. Schlechte Idee. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie die Schweizer ohne Maske aussehen.

ARD, Sonntag 20.15.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1595190
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 09.02.2013
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.