Süddeutsche Zeitung

Langzeit-TV-Projekt "Newtopia":Zweifelhafte Wünsche

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Von David Denk

Als "das größte TV-Experiment aller Zeiten" hat Sat 1 sein neues Format Newtopia vorab beworben. Das war einerseits großspurig - war es aber auch korrekt? Denn es gehört zu den Grundzügen eines Experiments, dass es so oder so ausgehen, eine Hypothese stützen oder zerstören kann.

Ein Experiment, bei dem nachgeholfen wurde, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen, hat den Namen nicht verdient.

Erhebliche Zweifel an der Glaubwürdigkeit der "Reality"-Sendung, in der die 15 Kandidaten ein Jahr lang eine neue Gesellschaft aufbauen sollen, weckt ein live im Internet übertragenes Produktionsmeeting aus der Nacht zum Montag, offenbar aus Versehen aufgezeichnet von der 360-Grad-Kamera in der Newtopia-Scheune. Darin spricht eine Vertreterin der Produktionsfirma Talpa Germany gegenüber den Kandidaten davon, dass es "immer wieder Wünsche" an sie gebe, täglich telefoniere sie mit Produzent John de Mol.

Gibt es also Regieanweisungen? Sat 1-Unterhaltungschef Taco Ketelaar hatte dies verneint: "Das Programm ist echt, es ist authentisch." Mit einem Facebook-Statement bestätigte Sat 1 am Montag einen Bericht des Mediendienstes dwdl.de. Unter der Überschrift "Sat 1 sagt Entschuldigung!" distanziert sich der Sender: "Diese Aktion war nicht mit dem Sender Sat 1 abgesprochen (. . . .) Solche Gespräche sind nicht im Interesse von Sat 1." Die Mitarbeiterin habe von sich gesagt, dass sie "betrunken" sei. Der "Vorfall" werde derzeit intern geklärt. Talpa Germany beharrt darauf, die Pioniere seien "vollständig selbst dafür verantwortlich, wie sie ihr Leben gestalten".

Die Produktionsfirma steht unter Druck, die Quoten von Newtopia sinken. Waren es zum Start im Februar mehr als zwei Millionen Zuschauer, sahen vorige Woche noch etwa 1,4 Millionen zu.

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Quelle:
SZ vom 14.04.2015
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