Süddeutsche Zeitung

Medienunternehmen:Unruhe bei Axel Springer

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Von Caspar Busse und Laura Hertreiter

Nach der Ankündigung von Mathias Döpfner, einen harten Sparkurs zu verfolgen, ist die Unruhe bei den Beschäftigten im Berliner Medienunternehmen Axel Springer groß. Der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer SE , die auch Welt und Bild herausgibt, hatte im Interview mit der Süddeutschen Zeitung "einen großen Schnitt" angekündigt. Welche Bereiche betroffen sein werden, wollte er noch nicht sagen. Am Dienstag beginnt in Berlin die alljährliche Betriebsrätekonferenz des Medienunternehmens, die bis Donnerstag dauert. Wichtigstes Thema wird dort der Einstieg des amerikanischen Finanzinvestors KKR und der drohende Jobabbau sein. Döpfner soll den Betriebsräten Frage und Antwort stehen.

Das Unternehmen will demnächst die Börse verlassen. Döpfner sagte, so könne ein Sparprogramm ohne Rücksicht auf Auswirkungen auf Quartalsergebnisse umgesetzt werden: "Jetzt können wir alles, was sinnvoll ist, schneller machen."

Der Vorstandsvorsitzende verspricht: "In Summe werden wir Arbeitsplätze aufbauen."

Sein Plan: "Wo strukturell Umsatzrückgang herrscht, müssen wir restrukturieren und Arbeitsplätze abbauen". Damit ist in erster Linie das Unternehmenssegment News Media gemeint, in dem vor allem die Welt- und Bild-Gruppe sowie digitale Medienangebote in Europa und den USA zusammengefasst sind. Der Umsatz dieses Bereichs ging im ersten Halbjahr 2019 um insgesamt sechs Prozent auf 686 Millionen Euro zurück. Besonders deutlich war aber das Minus in Deutschland, also bei Welt und Bild, der Umsatz reduzierte sich um mehr als acht Prozent auf 480 Millionen Euro, vor allem wegen zurückgehender Werbe- und Vertriebserlöse. Von April bis Juni hatte sich der Rückgang sogar noch beschleunigt. Hintergrund ist unter anderem der Auflagenrückgang bei den Zeitungen, die digitalen Abos legen dagegen zu. In Deutschland liegt der digitale Anteil an den Umsatzerlösen bei etwa 30 Prozent.

Der Gewinn vor Zinsen und Steuern der journalistischen Aktivitäten in Deutschland ging laut Halbjahresbericht in den ersten sechs Monaten um fast 27 Prozent zurück - ein deutlicher Gewinneinbruch. "Wir werden eher bei den Häuptlingen als bei den Indianern sparen. Wir verschlanken die Hierarchien", hat Döpfner angekündigt und sprach auch von möglichen Verkleinerungen der Chefredaktionen. Allein die Bild-Zeitung weist bislang im Impressum 14 Mitglieder aus.

Im ersten Halbjahr 2019 beschäftigte Axel Springer in allen Bereichen durchschnittlich 16 233 Mitarbeiter, gegenüber dem Vorjahreszeitraum war das ein Minus von einem Prozent, was aber vor allem aus dem Verkauf eines französischen Internetportals resultierte. Döpfner versprach: "In Summe werden wir Arbeitsplätze aufbauen." Sollten wie geplant demnächst mit finanzieller Hilfe des neuen Großaktionärs KKR größere Zukäufe von Onlinefirmen getätigt werden, würde die Zahl der Mitarbeiter schon dadurch deutlich steigen.

Zuletzt war spekuliert worden, dass Springer Interesse an Ebay-Kleinanzeigen oder Autoscout-24 haben könnte. Der US-Investor Elliott Advisors, der über rund 7,5 Prozent der Aktien an der Scout24-Gruppe verfügt, hatte Anfang August in einem offenen Brief aufgefordert, Autoscout-24 zu verkaufen und sich auf den Haus- und Wohnungsvermittler Immobilienscout-24 zu konzentrieren. Das wäre eine gute Gelegenheit für Springer.

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Quelle:
SZ vom 17.09.2019
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