Süddeutsche Zeitung

Abhörskandal in Großbritannien:"Brown sieht das alles falsch"

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Der Streit zwischen dem britischen Ex-Premier Gordon Brown und der Boulevardzeitung "The Sun" eskaliert: Nach massiven Vorwürfen des Politikers an die Adresse der Zeitung keilt das Blatt nun in Großbuchstaben zurück.

News International schlägt zurück: Der Verlag, der die britischen Zeitungen The Sun und The Sunday Times herausgibt, lässt die Anschuldigungen des früheren Premierministers Gordon Brown nicht auf sich sitzen. Ein Sprecher der Sun sagte: "Wir können der Familie Brown versichern, dass wir weder einen Zugang zu den Krankenunterlagen ihres Sohnes hatten, noch jemandem den Auftrag gegeben hatten, sich diesen zu verschaffen."

Gleichzeitig veröffentlichte die Sun einen Artikel, der mit der Überschrift "Brown sieht das alles falsch" versehen war. Die Anschuldigungen gegenüber der Zeitung seien "falsch" und eine "Schmutzkampagne". Zuvor hatte Brown dem Konzern vorgeworfen, dass sich sowohl The Sun als auch The Sunday Times unethischer, ja sogar krimineller Methoden bedient hätten, um an Informationen über ihn zu gelangen.

Die Zeitung The Guardian hatte außerdem berichtet, dass sich die Sunday Times unter anderem Details aus der Krankenakte von Browns kleinem Sohn Fraser verschafft habe, der an der unheilbaren Krankheit Mukoviszidose leidet.

Dieser Aussage trat der Sun-Sprecher nun entgegen: Die Geschichte stamme von dem Angehörigen einer Familie, welche selbst eine Mukoviszidose-Erkrankung miterlebt habe. Der Informant sei freiwillig zur Sun gekommen, um den Menschen, die von der Krankheit betroffen sind, eine größere Aufmerksamkeit zu verschaffen. Es existiere eine eidesstattliche Erklärung dieser Person.

Die Zeitung selber empfinde ihren Artikel als verständnisvoll und angemessen geschrieben, hieß es außerdem. Bislang habe das Blatt nicht registriert, dass sich Brown oder einer seiner Mitarbeiter seinerzeit beschwert hätten. In ihrem Artikel schrieb die Sun sogar, dass Brown sogar der Veröffentlichung des Artikels zugestimmt habe.

Auch ein Sprecher der Sunday Times meldete sich zu Wort. Die Zeitung sei damals an Informationen gelangt, wonach sich Brown eine Wohnung gekauft habe, die unterhalb des normalen Wertansatzes gelegen habe. Dieser Hinweis sei von einer Firma gekommen, in welcher Geoffrey Robinson, ein enger Vertrauter der Zeitung, Direktor gewesen sei.

"Sie haben mit Kriminellen zusammen gearbeitet"

"Wir hatten vernünftige Gründe, dieser Tatsache nachzugehen", so der Sprecher. Bei den Recherchen sei der britische Pressekodex streng eingehalten worden: "Wir glauben, dass während unseren Nachforschungen kein Gesetz gebrochen wurde. Entgegen Herrn Browns Behauptung kamen keine kriminellen Methoden zum Einsatz." Die veröffentlichte Story habe alle Seiten fair dargestellt.

Am Vortag hatte Brown die zwei Zeitungen, die zum Imperium des Medienunternehmers Rupert Murdoch gehören, zum wiederholten Male scharf angegriffen. "Sie haben mit Kriminellen zusammen gearbeitet. Bekannten Kriminellen. Kriminellen mit Vorstrafen", hatte der Labour-Politiker der BBC gesagt.

In seiner Zeit als Premierminister habe sich The Sunday Times offenbar Informationen über sein Bankkonto, rechtlich relevante Unterlagen und möglicherweise weitere Dokumente verschafft. "Ich bin schockiert. Ich bin wirklich schockiert, dass ich feststellen muss, dass das passiert ist, weil Privatdetektive der Sunday Times bekannte Kriminelle angeworben haben", sagte Brown. Auch könne er sich nicht vorstellen, dass The Sun, die über die Mukoviszidose-Erkrankung seines neugeborenen Sohnes berichtete, auf legalem Wege an diese Information gelangt sei.

Das bereits eingestellte, ebenfalls zum Medienunternehmen Rupert Murdochs gehörende Boulevard-Blatt News of the World hatte vergangene Woche einen Eklat ausgelöst, als bekannt wurde, dass sich die Zeitung durch unlautere und kriminelle Methoden Informationen beschafft hatte. Es folgten weitere Enthüllungen, mittlerweile gehen Beobachter sogar davon aus, dass die britische Polizei in den Abhörskandal involviert ist.

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