Süddeutsche Zeitung

Prinz Harry am Nordpol:Der Eisprinz

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In drei Wochen wird er in der Westminster Abbey als Trauzeuge gebraucht. Doch da gibt es ein Problem: Prinz Harry sitzt im Ewigen Eis fest. Der Chef der Nordpol-Basisstation über die Chancen, den Royal rechtzeitig auszufliegen.

Birgit Lutz-Temsch

Prinz Harry ist zurzeit noch immer im Eis, unweit des Nordpols. Seine Expedition mit der Wohltätigkeitsorganisation "Walking with the wounded" begann bereits rumpelig - schlechtes Wetter verzögerte den Start beträchtlich. Und jetzt gibt es noch ein Problem: Harry kommt nicht mehr zurück. Ein Gespräch über Satellitentelefon mit Victor Boyarsky, dem Chef der russischen Barneo-Basis am 89. Breitengrad, mitten im ewigen Eis.

SZ: Herr Boyarsky, was ist denn mit Ihrer Landebahn passiert?

Boyarsky: Oh, sie ist auseinander gebrochen. Gestern Abend. Das passiert ab und zu. Jetzt bauen wir eine neue. Zwei Traktoren fräsen eine neue, schöne Fläche auf der anderen Seite der Station ins Eis. Das dauert leider ein bisschen, und so lange können wir hier keine Leute ein- oder ausfliegen.

SZ: Sie haben einen ziemlich berühmten Gast gerade. Wie geht es Prinz Harry?

Boyarsky: Es geht ihm gut. Ein sehr sympathischer Junge, stark noch dazu. Ein toller Kerl. Prinz Harry wollte fünf Tage lang mit Irak-Veteranen marschieren, die auf dem Weg zum Nordpol sind. Gut, das hat am Anfang nicht geklappt. Wir hatten hier sehr schlechtes Wetter, einen Zyklon nach dem anderen, und deswegen hat sich der Bau unserer Zelt-Stadt hier und der Landebahn dieses Jahr auch etwas verzögert. Mit dem ersten Flieger, der möglich war, kamen Prinz Harry und seine Kameraden dann hierher. Sie sind gleich losgegangen und jetzt also den dritten Tag unterwegs.

SZ: Und wie hat sich Prinz Harry bisher geschlagen?

Boyarsky: Ausgezeichnet. Das Team ist in zwei Tagen 16 Meilen weit gekommen. Prinz Harry ist sehr sportlich.

SZ: Und wie kommt er wieder nach Hause? Der britische Prinz hat ja bald einen Termin - sein Bruder heiratet. Wie kriegen Sie ihn nun aus dem Eis?

Boyarsky: Ach, bis Ende April wird das schon klappen. Er hat die Verzögerung jetzt genutzt, noch weiter mit den Veteranen mit zu marschieren. Heute Abend fliege ich mit dem Hubschrauber und hole ihn wieder zurück in die Station. Und, wer weiß, vielleicht haben wir übermorgen schon wieder eine neue Landebahn?

SZ: Und wenn sie nicht fertig wird, Ihre neue Landebahn? Wie lange wird Prinz Harry dann weiter in Barneo warten müssen?

Boyarsky: Na, wir könnten ihn theoretisch auch mit mehreren Hubschraubern und in mehreren Etappen nach Longyearbyen fliegen, mit 2000 Einwohnern ist das der größte Ort auf Spitzbergen. Dort gibt es auch einen Flughafen. Aber das wollen sie hier nicht. Wissen Sie, das kostet viel - und Harry ist hier ja mit einer Wohltätigkeitsorganisation unterwegs. Aber dem Prinzen wird es hier bei uns sicher gefallen. Wir haben warme Zelte, gutes Essen, sogar eine Sauna. Was will man mehr? Und mit dem ersten Flieger, der wieder fliegen kann, bringen wir ihn zurück. Alles kein Problem.

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Quelle:
SZ vom 08.04.2011
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