Süddeutsche Zeitung

Streit zwischen Disney und Scarlett Johansson:Neue alte Freunde

Lesezeit: 2 min

Scarlett Johansson einigt sich mit Disney. Aber das Problem der Konkurrenz zwischen Kino und Streaming bleibt.

Von Nicolas Freund

Jetzt sind sie wieder Freunde. Scarlett Johansson hat sich im Streit um die Veröffentlichung des Superhelden-Films "Black Widow" mit dem Disney-Konzern geeinigt. Ende Juli hatte die Schauspielerin Klage gegen das Filmstudio eingereicht: Weil "Black Widow" gleichzeitig zum Kinostart auch bei dem Streamingdienst Disney Plus abrufbar war, sei sie um die Kinoeinnahmen gebracht worden, die ihr laut Vertrag anteilsmäßig zugesichert waren. Zweistellige Millionenbeträge seien ihr durch diese Entscheidung Disneys entgangen. Wie genau die außergerichtlich und hinter verschlossenen Türen getroffene Einigung nun aussieht, ist nicht bekannt. Die Forderungen in Johanssons Klage und durch die Agentur Creative Artists sollen zwischen 50 und 80 Millionen Dollar gelegen haben. "Black Widow" hat bislang weltweit knapp 380 Millionen Dollar eingespielt, davon sollen 125 Millionen durch Streaming eingenommen worden sein.

Im Zuge der Klage war der Streit zwischen dem Konzern und Johansson kurzzeitig eskaliert, der Anwalt Disneys warf der Schauspielerin "eine hochgradig orchestrierte PR-Kampagne" gegen Disney vor. Mit der Klage nehme sie keinerlei Rücksicht auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie.

Johansson soll 20 Millionen Dollar Gage bekommen haben - Geldsorgen waren also nicht der Grund ihrer Klage

Diese hatte nicht nur die Studios, sondern auch die Kinos besonders hart getroffen. Die Entscheidung Disneys, einen potentiellen Blockbuster direkt zum Start beim eigenen Streamingdienst zu zeigen, kostete die Kinos weitere Zuschauer. Dazu kam, dass sich auch andere Studios wie Warner für diesen Verwertungsweg entschieden hatten. Branchenkenner vermuteten deshalb nicht nur finanzielle Gründe hinter der Klage. Johansson soll ohnehin schon 20 Millionen Dollar Gage für den Film bekommen haben und gilt als eine der bestbezahlten Schauspielerinnen Hollywoods.

Der Disney-Konzern ist seit Jahren dafür bekannt, von Kinos und an anderen Stellen der Verwertungskette mehr Geld als andere Verleiher abzukassieren. Wegen der überragenden Marktstellung kann Disney sich das erlauben. Einzelne Kinobetreiber hatten Filme der Disney-Studios, zu denen auch die Franchises Marvel und Star Wars gehören, in der Vergangenheit schon boykottiert. In der Regel geht von Kinotickets gut die Hälfte des Kartenpreises an den Filmverleih, bei Disney waren es in der Vergangenheit stets ein paar Prozent mehr als sonst üblich. Kinobetreiber mussten da mitmachen - oder konnten den Film nicht zeigen.

Dass die Einigung zwischen Johansson und Disney auch mehr Rücksicht auf die Kinobetreiber umfasst, ist unwahrscheinlich. Vielleicht wurden Konzern, Branche und Öffentlichkeit durch die Klage aber wenigstens etwas mehr für die Konkurrenz zwischen Kinos und Streamingdiensten sensibilisiert - und für die Frage, inwiefern Konzerne einfach ohne Mitsprache der Künstler über die Auswertung ihrer Werke entscheiden dürfen.

Die Arbeit mit Johansson wolle Disney übrigens fortsetzen, wie Alan Bergman, Chef der Disney Studios, am Donnerstag bekanntgab. Johansson sei schon für den Abenteuerfilm "Tower of Terror" eingeplant. Auch die Schauspielerin teilte mit, sich auf die weitere Zusammenarbeit zu freuen.

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