Süddeutsche Zeitung

Höchstes Gebäude Europas:Moskau hat ein neues Wahrzeichen

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Standesgemäß: Als Europas größte Stadt nennt Moskau nun auch den höchsten Wolkenkratzer des Kontinents sein eigen. Das dürfte eine Weile so bleiben.

Genau 338,82 Meter hoch ragt Moskaus neuer Stolz gen Himmel: Mercury City Tower heißt der höchste Wolkenkratzer Europas. Und honig-golden glitzert seine Glasfassade an den 75 Stockwerken. "Das zeigt, dass wir in Russland mit moderner Architektur nach europäischen Maßstäben Schritt halten und Rekorde bieten können", sagt der Chef des Unternehmens Mercury, Igor Kessajew, begeistert.

Nur wenige Monate habe Londons Rekord mit seiner im Juli eröffneten 310 Meter hohen Pyramide "The Shard" (Die Scherbe) gehalten, meint er stolz.

Moskaus Mercury City Tower im Wolkenkratzer-Viertel Moskwa City übertreffe "The Shard" um rund 29 Meter. "Der russische Rekord dürfte eine Weile halten, zumal dort weiter Hochhäuser im Bau sind", meint der Analyst des Hamburger Datendienstleisters Emporis, Matthew Keutenius.

Der in Moskwa City seit Jahren gebaute Ostturm des Federazija-Towers soll demnach im kommenden Jahr noch einmal einen neuen europäischen Rekord aufstellen mit 360 Metern. Ein Brand im Sommer hatte die Bauarbeiten dort verzögert. In der Stadt St. Petersburg plant der Gaskonzern Gazprom zudem eine neue Konzernzentrale mit mehr als 400 Metern Höhe.

Zwar mussten die Russen bei ihrem Streben nach Rekorden immer wieder Rückschläge hinnehmen - mal wegen Bauvorschriften, mal wegen der Finanzkrise. Doch nun gebe es endlich eine Erfolgsmeldung, wie Kessajew sagt. In dem Stahlbetonbau gebe es auf den knapp 174.000 Quadratmetern Nutzfläche Büros- und Geschäftsräume bis zur 40. Etage sowie in den höheren Stockwerken Luxus-Appartements für Superreiche.

Kessajew schildert, wie er nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion staunend durch New York gelaufen sei und sich jene glitzernde Hochhaus-Welt Manhattans auch für seine Heimat erträumt habe. "Das Chrysler Building in New York hat mir besonders imponiert", sagt er.

Nach sechs Jahren Bauzeit sei das rund eine Milliarde US-Dollar (775 Millionen Euro) teure Objekt nun bei der Zielhöhe angelangt, sagt Kessajew.

Famoser Ausblick

Bei der Präsentation des Projekts in der 33. Etage ist der Ausblick über die größte Stadt Europas famos. Vor allem die Monumentalbauten aus der Zeit von Sowjetdiktator Josef Stalin stechen heraus. Doch der Blickfang für die Moskauer ist nun hier.

Bereits seit einigen Jahren wartet das Wolkenkratzer-Viertel Moskwa City mit dem Modernsten auf, was die Architektur zu bieten hat. Westliche und russische Architekten verewigten sich hier gemeinsam, betonte Wjatscheslaw Bassati, Generaldirektor der Firma Mercury Development und einer der Projektautoren.

Das Gebäude mit der Form eines mit der Axt bearbeiteten Holzscheits sei das neue Wahrzeichen der Stadt mit ihren mehr als zehn Millionen Einwohnern. Das Design füge sich klar ins Stadtbild, meinte US-Architekt Frank Williams vor seinem Tod. Der Baumeister, dessen New Yorker Büro maßgeblich an dem Objekt beteiligt war, starb 2010 im Alter von 73 Jahren.

"Der Mercury City Tower erweist dem russischen Konstruktivismus eine starke Ehrerbietung", hatte Williams gesagt. Nach damaliger Darstellung von Williams erlebt Moskau gegenwärtig eine architektonische Wiedergeburt. Das insgesamt rund zwölf Milliarden US-Dollar schwere Gesamtprojekt Moskwa City bietet als neuer Stadtteil mit allem Drum und Dran auch eine neue Metrostation. Der Mercury City Tower, so wünschen es seine Initiatoren, soll das Herz dieses Viertels sein.

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