Süddeutsche Zeitung

"Bitter Wheat":John Malkovich spielt Harvey Weinstein

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Von Susan Vahabzadeh

John Malkovich spielt gern zweideutige Figuren, solche, bei denen man nicht weiß, ob man sie mögen oder fürchten soll - es könnte also spannend werden, wenn er im Sommer in London als Barney Fein auf der Bühne stehen wird. Barney Fein ist nämlich, wenn auch nicht direkt, an Harvey Weinstein angelehnt, dem eigentlich durchweg geächteten Filmproduzenten, dem ungezählte Schauspielerinnen diverse sexuelle Übergriffe vorwerfen und dessen Fall den Aufstieg von "Me Too" beförderte. Malkovich hat am Dienstag in einem Interview mit der BBC bekannt gegeben, dass er in David Mamets "Bitter Wheat" die Hauptrolle spielen wird, Regie will Mamet selbst führen, die Premiere wird am 7. Juni im Garrick Theatre stattfinden.

Malkovich bezeichnete das Stück als "eine schwarze Farce über einen Filmmogul, der sich nicht benehmen kann". Ob die Komödie die richtige Form sei, den Fall Weinstein zu bearbeiten, wurde Malkovich dann gefragt - immerhin stehen bei dem Hollywood-Produzenten Weinstein, selbst wenn er für nichts verurteilt werden sollte, mehrere Vergewaltigungsvorwürfe im Raum und eine Reihe ruinierter Karrieren unwilliger Schauspielerinnen. "Viele großartige Stücke stellen die Frage, ob man lachen oder weinen soll. Ich denke, große Komödien findet man oft an der Kreuzung zwischen Schmerz und Farce", sagte Malkovich.

"Mit der Odyssee vergleichbar, sagen Leute, die sie gelesen haben"

Es wird nicht einfach nur um sexuelle Übergriffe gehen - sondern vor allem auch um Hollywood, wo, so wird für "Bitter Wheat" geworben, "alles zum Verkauf steht - außer den Preisen, die kann man mieten". Der ganze Werbetext klingt ein bisschen so, als hätten ihn Mamet und Malkovich zusammen ausgeheckt: Barneys Niedergang, steht da, sei "mit der Odyssee vergleichbar, sagen Leute, die sie gelesen haben".

Der Drehbuchautor und Dramatiker David Mamet, der "Glengarry Glen Ross", "Die Unberührbaren" und "Wag the Dog" geschrieben hat, hat Vanity Fair schon vor einem Jahr erzählt, er werde ein Stück über Weinstein schreiben. Mit dem Thema, Machtmissbrauch und Machtkampf, das auch dem Weinstein-Skandal zugrunde liegt, hat er sich schon einmal befasst: Einer seiner größten Erfolge war 1992 "Oleanna" über einen Professor und seine Studentin - man wisse nicht recht, schrieb Roger Ebert damals darüber, ob man darin eine sexuelle Belästigung gesehen habe oder einen selbstgerechten Übergriff der Political Correctness. Der Anlass für "Oleanna" waren die Anhörungen im amerikanischen Senat zu den Vorwürfen, die Anita Hill gegen den damals für den Obersten Gerichtshof nominierten Clarence Thomas erhob.

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Quelle:
SZ vom 31.01.2019
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