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Berlin:Literaturfestival Berlin eröffnet

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Mit einem dramatischen Appell an die Verantwortung für künftige Generationen hat der belgische Schriftsteller David Van Reybrouck ("Kongo. Eine Geschichte") das...

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Berlin (dpa) - Mit einem dramatischen Appell an die Verantwortung für künftige Generationen hat der belgische Schriftsteller David Van Reybrouck (Kongo. Eine Geschichte) das Internationale Literaturfestival Berlin eröffnet. „Wir haben eine Gefahrenzone betreten, die es seit Millionen Jahren nicht gegeben hat“, sagte der Autor, dessen neues Werk „Revolusi: Indonesia and the Making of the Modern World“ über den Beginn der Entkolonialisierung in Indonesien vor Kurzem veröffentlicht wurde.

Aus den Recherchen für seine Bücher habe er gelernt, dass Kolonialgeschichte viel mehr sei als nationale Vergangenheit, sondern auch globale Geschichte. Nun gehe es um die Zukunft. Selbst wenn der Kolonialismus der Vergangenheit komplett aufgearbeitet sei, „haben wir noch nichts getan gegen die dramatische Weise, wie wir jetzt die Zukunft kolonialisieren“. Kolonialismus sei nicht länger eine territoriale, sondern eine zeitliche Angelegenheit.

„Wir verhalten uns wie die Kolonialisten von künftigen Generationen“, sagte Van Reybrouck. „Wir handeln, als würden sie, die künftigen Generationen, nicht da sein.“ Und: „Wir plündern unsere Enkelkinder, wir berauben unsere Kinder, wir vergiften unsere Nachkommen.“

Van Reybrouck sieht die Welt angesichts der Klimakatastrophe nicht im selben Boot, aber im selben Sturm. „Die Erderwärmung wurde und wird noch immer vor allem von den reichsten Nationen in gemäßigten Zonen des Planeten verursacht.“ Gleichzeitig seien die Länder mit dem niedrigsten Ausstoß an Treibhausgasen von den schädlichen Folgen am meisten betroffen. „Wir kolonialisieren nicht nur die Zukunft, sondern wir kolonialisieren vollständig auch den Süden erneut.“ Er verwies auf mehrere Umweltkatastrophen, die solche Regionen bereits verwüstet haben. Deswegen müssten westliche Staaten ihre Klimaziele deutlich schneller erreichen.

Zum 22. Internationalen Literaturfestival Berlin werden bis zum 17. September unter anderem Matthieu Aikins, Sarah M. Broom, Hernán Díaz, Damon Galgut, Ilya Kaminsky, Mieko Kawakami, Zadie Smith, Saša Stanišić oder Ece Temelkuran bei Lesungen und Veranstaltungen erwartet.

© dpa-infocom, dpa:220907-99-670549/2

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