Süddeutsche Zeitung

Musikwettbewerb:Belarus vom Eurovision Song Contest ausgeschlossen

Eine Zeile des ursprünglich eingereichten Songs steht im Verdacht, die Proteste im Land gegen Machthaber Lukaschenko zu verhöhnen. Auch ein zweites Lied lehnten die ESC-Macher ab. Belarus ist verärgert.

Belarus ist vom Eurovision Song Contest (ESC) im Mai ausgeschlossen worden. Das hat die Europäische Rundfunkunion entschieden. Auch das neu eingereichte Lied verstoße gegen die ESC-Regeln, die sicherstellten, "dass der Wettbewerb nicht instrumentalisiert oder in Verruf gebracht wird". Die staatliche Rundfunkgesellschaft von Belarus habe es versäumt, "innerhalb der verlängerten Frist einen teilnahmeberechtigten Beitrag einzureichen", hieß es.

"Die Entscheidung, uns auszuschließen, ist politisch motiviert", sagte der Chef Rundfunkgesellschaft von Belarus, Iwan Ejsmont der Staatsagentur Belta zufolge. Die ESC-Verantwortlichen seien von "Politikern und Hassern in sozialen Netzwerken" unter Druck gesetzt worden.

Zunächst hatte Belarus den Song "Ja nauchu tebja" ("Ich werde dir beibringen") der Band Galasy ZMesta eingereicht. Die ESC-Organisatoren monierten bei diesem Lied, dass es in seiner jetzigen Form "den nicht-politischen Charakter des Wettbewerbs infrage" stelle. Es hatte Beschwerden gegeben, weil der Song mit Zeilen wie "Ich werde dir beibringen, nach der Melodie zu tanzen" in den Augen vieler Menschen die Protestbewegung gegen Langzeitmachthaber Alexander Lukaschenko verhöhnt. Belarus reichte nach der Kritik einen neuen Song der Band ein, der nun ebenfalls von den ESC-Verantwortlichen kassiert wurde.

Im vergangenen Jahr gab es über Monate Massenproteste gegen Lukaschenko nach der weithin als gefälscht geltenden Präsidentenwahl am 9. August. Der als "letzter Diktator Europas" kritisierte Staatschef hatte sich nach 26 Jahren an der Macht von der Wahlkommission erneut zum Sieger erklären lassen. Die EU erkennt ihn nicht mehr als Präsidenten an. Zehntausende Menschen wurden festgenommen. Viele von ihnen kritisierten massive Polizeigewalt.

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SZ/dpa/jael
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