Süddeutsche Zeitung

Batman zum 80.:Psychopath mit "KAPOW!"-Sprechblase

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Batman ist keine Identifikationsfigur. Eher ein dunkler Antiheld für Menschen, die nicht mehr an Helden glauben. Happy Birthday trotzdem.

Von Karin Janker

Batman wurde erfunden, als die Welt zur Hölle ging, soll Frank Miller gesagt haben, einer der prägenden Autoren der Figur. Vor 80 Jahren, am 30. März 1939, an der Schwelle des Zweiten Weltkrieges, hatte der Rächer mit dem schwarzen Cape in der Nummer 27 der "Detective Comics" seinen ersten Auftritt. Schwarze Maske, dunkles Trikot - schon rein optisch war Batman der Antipode zu Superman, der in blauen Spandexhosen und rotem Schlüpfer ein Jahr zuvor in Erscheinung getreten war. Auch charakterlich ist der ernste Fledermausmann das Gegenteil des strahlenden Superhelden.

Im Grunde seines Herzens ist Batman ein zerrissener, traumatisierter Junge. Als Kind musste Bruce Wayne mitansehen, wie seine Eltern bei einem Raubüberfall getötet wurden. Fortan betrachtet er es als seine Mission, die Straßen von Gotham vom Verbrechen zu befreien. Er übt sich in Kampfsport und Kriminalistik, lernt Biologie, Chemie und Ingenieurswissenschaften - und verwandelt sich in Batman. Das Fledermauskostüm verbirgt nicht nur seine wahre Identität, sondern hat eine zweite Funktion, wie Wayne im ersten " Batman " -Heft erklärt: "Kriminelle sind ein abergläubischer, feiger Haufen. Deshalb muss meine Verkleidung Schrecken in ihre Herzen fahren lassen."

Bob Kane und Bill Finger, die Erfinder von Batman, ließen sich beim Outfit von Figuren wie Zorro, Dracula, Sherlock Holmes und von Leonardo da Vincis Skizzen einer Flugmaschine inspirieren. Bald entwickelte sich ihr Batman zu einer ikonischen Figur, die zum Spiegel und zur Projektionsfläche der US-amerikanischen Gesellschaft wurde - und in den 80 Jahren seiner Existenz je nach Epoche unterschiedliche Verwandlungen durchmachte. Während des Zweiten Weltkriegs jagte Batman Nazis, 1943 warb er für Kriegsanleihen.

Zehn Jahre später sorgte sich der Psychiater Fredric Wertham, ob Batman und sein Adjutant Robin junge Leser zur Homosexualität verführen könnten. In den 60ern wurde Adam West in der Hauptrolle einer Batman-Serie zur Ikone der Subkultur, das schrillbunte TV-Format mit den Geräusch-Sprechblasen ist bis heute Trash-Kult: POW, BAM, KAPOW!

"Mr Trump, sind Sie Batman?"

Der Klamauk verlor sich den 80ern, Batman wurde zum Getriebenen, mitunter hatte er selbst etwas Psychopathisches. Batman sollte nie eine makellose Heldenfigur sein: Da setze sich ein privilegierter weißer Mann über Gesetze und Bürgerrechte hinweg, um Verbrecher, die oft körperlich und psychisch versehrt sind, gewaltsam zu bestrafen, konstatiert etwa der Comicexperte Lars Banhold. Batman ist keine Identifikationsfigur, eher ein dunkler Antiheld für Menschen, die nicht mehr an Helden glauben.

Sein Ursprungsmedium, den Comic-strip, hat Batman längst hinter sich gelassen. Neben Tausenden Comic-Heften aus dem Batman-Kosmos sind inzwischen sieben Zeichentrickserien, mehr als zwei Dutzend Filme und ähnlich viele Computerspiele erschienen, in denen "The Bat" die Hauptrolle spielt. Das Guinnessbuch der Rekorde würdigt Batman als jenen Comic-Helden mit den meisten Filmauftritten. Das ist nicht unerheblich, schließlich sind Superhelden bei aller Überhöhung auch kommerzielle Produkte. Der erste Kinofilm von Tim Burton aus dem Jahr 1989 brachte stattliche 413 Millionen Dollar ein. Christopher Nolans Trilogie von 2005, 2008 und 2012 zeigte die Komplexität des "Schwarzen Ritters".

Ein neues Kapitel in der Geschichte Batmans begann in der Ära Trump. Im neuen Zyklus " Batman Metal " wird er zu einem Agenten der Finsternis, der das Bestehende zum Einsturz bringen will. Frappierend erscheint nun die Ähnlichkeit zwischen dem Wayne Tower in Gotham und dem Trump Tower in New York. Eine Gruppe Kinder, die Donald Trump im August 2015 eingeladen hatte, in seinem Hubschrauber mitzufliegen, fragten ihn damals: "Mr Trump, sind Sie Batman?" Er antwortete: "Ich bin Batman." Kein Lächeln huschte ihm übers Gesicht.

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SZ vom 30.03.2019
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