Süddeutsche Zeitung

"Aber" von Eko Fresh:Rapper der Stunde

Der türkischstämmige Musiker Eko Fresh mischt sich mit dem Song "Aber" und einem cleveren Rollenspiel in die Debatte ein, die mit dem Streit um Mesut Özil gerade einen traurigen Höhepunkt erlebt.

Von Jens-Christian Rabe

Wer hätte bis vor ein paar Tagen gedacht, dass es gerade einem deutschen Fußballnationalspieler gelingt, mit drei Social-Media-Nachrichten das Land in seine abgründigsten Abgründe blicken zu lassen? Einen eklatanten Mangel an Fußballsachverstand und die erschreckend tiefe Unversöhntheit zwischen Deutschen mit und Deutschen ohne Migrationshintergrund? Mesut Özil ist es gelungen.

Die Widersprüche, die nun offen herumliegen, sind für die polarisierte Öffentlichkeit eine echte Herausforderung - und womöglich genau der richtige Anlass, um einmal ein Hip-Hop-Video anzusehen. Das zur neuen Single des 35-jährigen deutschen Rappers Ekrem Bora alias Eko Fresh zum Beispiel.

Sie trägt den cleveren Titel "Aber", und eigentlich sollte man an dieser Stelle gar nicht mehr darüber verraten. Nur so viel vielleicht: "Aber" ist ein drastisches Rollenspiel in drei Teilen. Im ersten serviert Eko Fresh übelste Ressentiments des typischen AfD-Wählers: "Als allererstes will ich klarstellen / Ich bin kein Nazi, aber / mich stören die Alibabas / mit ihrem Islam-Gelaber".

Dann antwortet der Wut-Türke mit Erdoğan-Lob und Klischees: "Nazis wie ihr / mit 'nem Fass voller Bier / Was integrieren? / Ihr wollt uns assimilieren". Und am Ende geht Eko Fresh als er selbst salomonisch dazwischen. Er wurde 1983 in Köln geboren, als Sohn einer Kurdin und des türkischen Musiker Nedims Hazar, der drei Jahre zuvor als politischer Flüchtling nach Deutschland gekommen war.

Unter den unzähligen Kommentaren, die es zur Özil-Debatte in den vergangenen Tagen gegeben hat, waren höchstens zwei oder drei, die genauso klug waren. Und keiner von ihnen hat sich gereimt.

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Quelle:
SZ vom 25.07.2018
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