Süddeutsche Zeitung

SZ-Podcasts:Auf die Ohren

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Seit fünf Jahren produziert das Audioteam der SZ Podcasts - meistens aus dem eigenen Studio, manchmal aber auch aus dem heimischen Kleiderschrank.

Von Laura Terberl

Der natürliche Feind des Podcast-Redakteurs ist die Altbauwohnung. Denn hohe Decken sorgen für zu viel Hall bei der Aufnahme. Fast so schlimm für die optimale Soundqualität sind zudem aggressive Lüftungsanlagen, knarzende Bürostühle oder zu laute Haustiere im Hintergrund - alles schon vorgekommen.

Gut, dass das SZ-Audioteam mittlerweile sehr viel Übung darin hat, solchen Problemen aus dem Weg zu gehen. Im Altbau hilft es zum Beispiel, das Mikro vor dem Sofa aufzubauen und, wenn möglich, eine Decke über den Kopf zu ziehen. Als das Team während des Corona-Lockdowns ausschließlich aus den eigenen vier Wänden senden konnte, wurde auch mal ein Wäscheständer oder ein Kleiderschrank zur Sprecherkabine umfunktioniert, um Hintergrundgeräusche zu minimieren.

Seit knapp fünf Jahren hat das mittlerweile dreizehnköpfige Audioteam die schöne Aufgabe, die großen Themen und Recherchen der SZ hörbar zu machen. Das geschieht zum Beispiel im SZ-Nachrichtenpodcast "Auf den Punkt", in dem die Moderatoren von Montag bis Freitag im Gespräch mit SZ-Redakteuren die wichtigste Nachricht des Tages einordnen und erklären.

Darüber hinaus werden große SZ-Recherchen regelmäßig in aufwendig produzierten Podcast-Serien umgesetzt. Zuletzt erschien unter anderem "The Great Firewall", eine achtteilige Serie über den Umgang Chinas mit dem Internet, in der die China-Korrespondentin Lea Sahay von ihren Recherchen erzählt. Auch der Sport und das Münchenressort haben mittlerweile eigene Podcasts. Zudem haben wir für die Streaming-Plattform Spotify unter anderem das Format "Geschichte Daily" und die Dokuserie "Wirecard" umgesetzt.

Planen statt improvisieren: Oft wird wochenlang am perfekten Skript gearbeitet

Viele denken, ein Podcast sei nur ein aufgezeichnetes Gespräch, das sich von einem Radio-Interview nur dahingehend unterscheidet, dass man es hören kann, wann man möchte. Solche Podcasts gibt es auch, sie werden manchmal "Laberpodcasts" genannt, was ein bisschen despektierlich ist, da es verdammt schwer ist, einen wirklich guten Laberpodcast zu produzieren.

Die meisten der SZ-Podcasts funktionieren aber ein bisschen anders. Statt Improvisation gibt es für die Moderatorin ein Skript, das genau festlegt, wann welche Information vermittelt wird, wann welches Material eingespielt wird und auch, wann welche Musik unter das Gespräch gelegt werden soll. Dahingehend unterscheidet sich die Arbeit des Audioteams kaum von der in anderen Ressorts. Auch hier wird oft wochenlang am perfekten Skript gearbeitet, über passende Interviewgäste diskutiert und über die richtige Dramaturgie gestritten.

Bei Podcasts gibt es jedoch eine Redigaturschleife mehr: das Abhören der fertigen Folge. Denn vieles, was auf dem Papier funktioniert hat, klingt in der fertigen Episode doch nicht so, wie man es sich vorgestellt hatte. Dann wird noch mal nachbearbeitet. Lautstärken werden verändert, Timings angepasst, und manchmal wird auch radikal gekürzt. Denn ein Podcast kann zwar technisch gesehen nicht zu lang sein, inhaltlich aber schon. Damit all das gelingt, arbeitet oft ein halbes Dutzend Kolleginnen und Kollegen an einer Produktion. Sprachregie, Abmischung, Schnitt, Moderation und Skripterstellung - Podcast-Produktion ist immer Teamarbeit.

Ein großer Aufwand, der sich lohnt, da die Süddeutsche Zeitung mit ihren Podcasts Menschen erreicht, die die SZ bisher vielleicht noch nicht so kannten. Aber auch viele Abonnenten und Abonnentinnen schätzen das Angebot, da sie so auch einen guten Einblick hinter die Kulissen einer Recherche bekommen. Und der Podcast hat einen Vorteil: Er lässt sich auch in Momenten konsumieren, in denen eine Zeitung recht unpraktisch wäre. Zum Beispiel beim Fahrradfahren, beim Joggen oder während man die Wohnung putzt.

Ist in Zukunft also Audio wichtiger als Text? Na ja. Eine der häufigsten Anfragen, die die Podcast-Redaktion bekommt, ist die Bitte, doch Abschriften der Podcasts online zu stellen. SZ-Fans lesen einfach gerne.

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