Süddeutsche Zeitung

Studentenproteste:Niedersachsen will Bachelor reformieren

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Hoffnungsschimmer für die Hochschüler: Der niedersächsische Wissenschaftsminister verspricht Korrekturen am Bachelor - und Schavan mehr Bafög.

Die tagelangen Proteste an den Hochschulen führen zu ersten Änderungen: Niedersachsens Wissenschaftsminister will die Bachelor-Studiengänge reformieren.

Nach den Protesten Zehntausender Schüler und Studenten hat der niedersächsische Wissenschaftsminister Lutz Stratmann einem Zeitungsbericht zufolge Reformen bei Bachelor-Studiengängen angekündigt. "Es geht darum, die Kleinteiligkeit der Studieninhalte aufzubrechen", sagte der CDU-Politiker der Nordwest-Zeitung.

Bachelor als erste Berufsqualifikation

Kompetenzvermittlung sei wichtiger als zu früh vermitteltes Spezialwissen. "Wir brauchen wieder mehr Mobilität. Der Wechsel der Hochschulstandorte muss wieder eher möglich sein", sagte Stratmann weiter. Zudem müsse die Prüfungsdichte verringert werden. "Auch das beklagen die Studierenden zu recht." Der CDU-Politiker kündigte an, dass künftig mehr achtsemestrige Bachelor-Studiengänge angeboten werden sollten. "Der Bachelor muss der erste berufsqualifizierende akademische Abschluss sein", sagte der Wissenschaftsminister.

Seit Tagen demonstrieren in zahlreichen deutschen Städten Schüler und Studenten für bessere Lernbedingungen. Allein am gestrigen Dienstag zählten die Organisatoren rund 85.000 Teilnehmer. Schwerpunkte waren München, Berlin, Freiburg und Köln. Neben den Demonstrationen werden vielerorts Hörsäle in den Universitäten besetzt gehalten. Die Proteste gehen am heutigen Mittwoch weiter. Am 30. November soll nach Angaben der Veranstalter eine bundesweite Aktionswoche starten.

Der Protest der Studenten richtet sich vor allem gegen die Stofffülle und gegen die Studienbedingungen in den neuen Bachelor-Studiengängen. Viele Hochschulen hätten es versäumt, die Studieninhalte den erheblich verkürzten Studienzeiten anzupassen. Auch lasse die straffe Organisation des Studiums keinen Freiraum, um noch nebenbei Geld für Studiengebühren zu verdienen.

Nun doch Bafög-Erhöhung

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) räumte im Deutschlandfunk "handwerkliche Fehler" bei der Einführung der neuen Studiengänge ein. Bund und Länder würden gemeinsam für Verbesserungen sorgen, versprach sie. Überraschend lenkte Schavan bei der Ausbildungsförderung ein und sprach sich für eine Erhöhung aus. "Ich halte eine Bafög-Erhöhung für richtig und werde sie den Ländern und dem Bundeskabinett vorschlagen", sagte sie der Berliner Zeitung. Vor zwei Wochen erst hatte Schavan eine Bafög-Erhöhung für die nächste Zeit ausgeschlossen.

Aus der Wirtschaft erhalten die protestierenden Studenten Unterstützung. Überfrachtete Lehrpläne, fehlender Praxisbezug und Mobilitätshemmnisse prägten noch zu häufig die Studienrealität, sagte der Vorsitzende des Arbeitskreises Hochschule und Wirtschaft von Arbeitgeberverbänden (BDA), Industrie (BDI) und Hochschulen (HRK), Thomas Sattelberger, der Neuen Osnabrücker Zeitung.

"Ich begrüße es, wenn die Studierenden Missstände benennen und konstruktiv an einer Verbesserung der Studiengänge mitwirken." Die gute Akzeptanz des Bachelor-Abschlusses auf dem Arbeitsmarkt zeige, dass die Wirtschaft ihre Zusagen an die Studierenden einhalte.

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