Süddeutsche Zeitung

Qualitätsoffensive für Unis:Darüber können Studenten nur lachen

Millionen werden in die Forschung gepumpt, während Studenten sich in überfüllte Hörsäle drängen. Mehr Geld soll es jetzt richten.

Tanjev Schultz

In der Hochschulpolitik gibt es eine gefährliche Unwucht. Begleitet vom Ruf nach "Exzellenz" sind mehrere Milliarden Euro in die Spitzenforschung geflossen. Die Lehre jedoch hat davon nur wenig profitiert. Zehntausende neue Studienplätze sind entstanden, aber bei diesem Ausbau ging es in erster Linie um Quantität, nicht um Qualität. Wenn sie wieder einmal in einem überfüllten und schlecht betreuten Seminar sitzen, können die Studenten bestenfalls darüber lachen, dass ihre Universität neuerdings eine Elite-Einrichtung sein will.

Beklatscht, aber ignoriert

Die Bundesregierung könnte nun das nötige Gegengewicht zur einseitigen Forschungsförderung schaffen. Ministerin Schavan stellt jährlich 200 Millionen Euro für eine "Qualitätsoffensive" in Aussicht. Mehr Professoren und Mentoren, eine stärkere Hochschuldidaktik: Der Wissenschaftsrat hat dazu schon vor zwei Jahren ein Konzept vorgelegt, das die Politiker zwar beklatscht, dann aber ignoriert haben.

Die großen Proteste im vergangenen Herbst haben gezeigt, dass sich viele Studenten die schlechten Studienbedingungen nicht länger gefallen lassen. So ist Schavans Vorstoß auch ein Versuch, die Reform der Studiengänge mit den neuen Abschlüssen Bachelor und Master zu retten. Ob diese Rettung gelingt, hängt allerdings auch von den Bundesländern ab. Der Wissenschaftsrat rechnet in seinem Gutachten mit jährlich 1,1 Milliarden Euro, die für eine bessere Lehre nötig wären. Das Geld des Bundes kann da nur ein Anfang sein, es wirkt zugleich als Ansporn für die Finanzminister der Länder. Die Hochschulen warten nur darauf, dass Bund und Länder den alten Streit um Kompetenzen überwinden und ihnen mit gemeinsamer Kraft helfen.

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SZ vom 26.02.2010/holz
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