Süddeutsche Zeitung

Ausbildungsplätze:Wie läuft die duale Ausbildung ab?

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Fachwissen, Allgemeinbildung und Berufserfahrung, das sind die Bestandteile der dualen Ausbildung. Wo man was erwirbt und mit welchen Prüfungen gerechnet werden muss.

Von Sabrina Ebitsch

Jedes Jahr am 1. August oder am 1. September geht es los: Mehr als 500.000 neue Azubis beginnen bundesweit ihre Ausbildung. 60 Prozent eines Jahrgangs machen eine duale Ausbildung - das heißt, sie lernen zwei bis dreieinhalb Jahre an zwei verschiedenen Orten: die Praxis im Betrieb, die Theorie an der Berufsschule.

Verbreitet ist die duale Form der Ausbildung in zahlreichen Branchen, etwa dem Handwerk, dem Öffentlichen Dienst, im Dienstleistungsbereich oder auch in Industrie und Handel. Schulische Ausbildungen, die den betrieblichen gleichgestellt sind, dominieren bei den Gesundheits-, gestalterischen und sozialen Berufen, in der IT und in der Wirtschaft.

Wer einen Ausbildungsplatz gefunden und s ich erfolgreich beworben hat, unterschreibt einen Ausbildungsvertrag mit dem jeweiligen Betrieb. Dort wird dem Azubi vermittelt, was er im gewählten Beruf können und wissen muss. Ziel ist das Erreichen der sogenannten "beruflichen Handlungsfähigkeit". Der Lehrling sammelt in seinem Betrieb an drei bis vier Tagen in der Woche auch erste Berufserfahrung. Das Gelernte hält er in seinem Berichtsheft fest, das später zur Abschlussprüfung vorgelegt werden muss.

An den übrigen Tagen - die Anzahl ist von Region zu Region, Beruf zu Beruf und Lehrjahr zu Lehrjahr unterschiedlich - gehen die Azubis für acht bis zwölf Stunden pro Woche in eine Berufsschule in der Nähe des Betriebes. Manchmal wird der Stoff der Berufsschule auch im Blockunterricht vermittelt: Die Azubis besuchen dann mehrere Wochen lang ausschließlich die Schule, haben dafür aber keine Berufsschultage während der Arbeitswochen.

Neben Fachwissen auch Allgemeinbildung

An der Berufsschule wird nicht nur Fachwissen für die jeweiligen Berufsgruppen vermittelt, sondern auch Allgemeinbildung, etwa in den Fächern Deutsch und Politik oder Sozialkunde, Religion und Sport. Der fachtheoretische Unterricht richtet sich nach den Berufsfeldern: Bei angehenden Informatikkaufleuten stehen beispielsweise Rechnungswesen und Programmieren auf dem Stundenplan, bei Nachwuchs-Gärtnern Gartenbautechnik und Pflanzenkunde. Darüber hinaus werden von den Innungen und Kammern der jeweiligen Berufsgruppen teilweise extra Lehrgänge für die Dauer von einigen Wochen pro Jahr angeboten.

Je nach Beruf dauert die Ausbildung unterschiedlich lang: Ein Kfz-Mechatroniker beispielsweise lernt dreieinhalb Jahre, ein Kfz-Service-Mechaniker dagegen braucht nur zwei Jahre, bis er seine Ausbildung abgeschlossen hat. Die meisten Ausbildungen gehen über drei Jahre. Azubis mit Vorerfahrung, höherem Schulabschluss oder besonderer Begabung können die Ausbildung verkürzen; ebenso kann sie bei Krankheit oder nicht bestandenen Prüfungen verlängert werden.

Zwischenprüfung oder gestreckte Abschlussprüfung

Gemeinsam ist den meisten Ausbildungsberufen, dass nach etwa der Hälfte der Zeit eine Zwischenprüfung abzulegen ist. Hier sollen die Azubis ihre Fortschritte unter Beweis stellen. Am Ende der Ausbildung steht eine Abschlussprüfung, auf die der Betrieb seine Lehrlinge vorbereiten muss. Er prüft sie aber nicht selbst, sondern meldet sie bei einer zentralen Stelle, bei den Kammern der jeweiligen Berufsgruppe, an. Im klassischen Modell fließen die Ergebnisse der Zwischenprüfung nicht in die Abschlussprüfung ein. Immer mehr Betriebe gehen aber zur sogenannten "Gestreckten Abschlussprüfung" über. Hier wird die Abschlussprüfung in zwei Teile gesplittet, von denen einer etwa nach der Hälfte der Ausbildung abgehalten wird. Die Ergebnisse werden zu 20 bis 40 Prozent in die Gesamtnote eingerechnet.

Wer die Abschlussprüfung nicht besteht, hat nicht drei Jahre umsonst gelernt, sondern kann sie bis zu zweimal wiederholen. Bis zur nächsten Prüfung kann der Azubi bei seinem Betrieb noch bis zu einem Jahr unter Vertrag bleiben. Nach erfolgreicher Prüfung gibt es drei Zeugnisse: eines von der Berufsschule über die Noten in den jeweiligen Fächern, eines vom Betrieb, in dem die Leistungen im Berufsalltag beschrieben und bewertet werden, und ein Gesamtzeugnis, das die erfolgreich abgeschlossene Ausbildung bescheinigt. Bei Handwerkern ist das der Gesellenbrief.

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