Süddeutsche Zeitung

Medizin:Neue Leitlinie zur Geburtseinleitung veröffentlicht

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Gynäkologen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz dokumentieren, wann und wie genau Kinder zur Welt gebracht werden sollen.

Von Felix Hütten

Deutschlands Geburtsmediziner haben gemeinsam mit ihren österreichischen und Schweizer Kollegen eine Leitlinie zum Thema "Geburtseinleitung" veröffentlicht. Darin beschreiben sie den gegenwärtigen Stand der Wissenschaft zu diesem emotionalen Thema. Etwa ein Fünftel aller Geburten in Deutschland werden eingeleitet - die Geburt wird dabei von außen angeregt.

Mit der Publikation wolle man Geburtshelferinnen und -helfern in ganz Deutschland nun den aktuellen Stand der Wissenschaft zusammentragen, verschiedene Methoden und Arzneimittel mit ihren Vor- und Nachteilen und Risiken dokumentieren, um so Verwirrung und Fehler zu vermeiden, heißt es. Zwar gehöre die Geburtseinleitung zu den häufigsten Maßnahmen in der Geburtshilfe, sagt Leitlinienkoordinator Sven Kehl vom Universitätsklinikum Erlangen. "Gleichwohl gibt es trotz ausreichend vorliegender Evidenz ein sehr heterogenes Vorgehen."

Unter anderem geht es in der Leitlinie um den Wirkstoff Misoprostol, der in der Geburtshilfe seit Jahren weltweit zur Geburtseinleitung verwendet wird; in Deutschland allerdings bislang im sogenannten off-label-use, eine Zulassung für den Einsatz in der Geburtsmedizin liegt also nicht vor. Dennoch, und das betonen die Autoren in der Leitlinie erneut, lägen gute wissenschaftliche Daten vor, die die Verwendung von Misoprostol in der Geburtsmedizin rechtfertigen. Deshalb solle es weiterhin zum Einsatz kommen.

Allerdings ist es in der Vergangenheit in manchen Kliniken zu Fehlern gekommen: Eigenhändiges Zerstückeln von Tabletten etwa sei aufgrund der Ungenauigkeit der Stabilität und Wirkstoffkonzentration zu vermeiden, mahnen die Autoren. "Eine korrekte Herstellung durch eine Apotheke ist unabdingbar."

In dem Dokument verzichten die Autoren auf eine detaillierte Beschreibung der Medikamentengabe, etwa der Dosierungsintervalle von Misoprostol. Dazu muss man wissen, dass eine medizinische Leitlinie - wie der Name schon sagt - lediglich eine Art Leitplanke darstellt, in deren Rahmen Ärztinnen und Ärzte ihre Behandlung auf die individuelle Situation ihrer Patienten ausrichten können und müssen.

Die Autoren der Leitlinie betonen, dass Ärztinnen und Ärzte in jedem Falle kritisch und in Zukunft noch besser als bislang zu prüfen haben, ob ein Eingreifen überhaupt notwendig ist. Mögliche Gründe für eine Einleitung sind beispielsweise Schwangerschaftsdiabetes, unzureichendes Wachstum des Kindes im Mutterleib oder eine deutliche Terminüberschreitung.

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