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Medikamente in der Schwangerschaft:Was tun bei Schmerzen, Depressionen und Bluthochdruck?

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Die Angst, ihr ungeborenes Kind durch Medikamente zu schädigen, sitzt bei vielen werdenden Müttern tief. Doch wenn sich Frauen rechtzeitig informieren, können sie trotz Medikamenteneinnahme gesunde Kinder zur Welt bringen. Welche Tabletten sie einnehmen können, welche hingegen schaden.

Die Erinnerung an den Contergan-Skandal ist in Deutschland noch immer lebendig. Viele werdende Mütter fürchten, dass Medikamente ihrem ungeborenen Kind irreversiblen Schaden zufügen können. So beobachtet das zuständige Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie in Berlin, dass Frauen immer wieder unnötigerweise ihre Medikamente absetzen, obwohl sie damit möglicherweise ihre und die Gesundheit des Kindes gefährden. Mitunter brechen Frauen, die auf Medikamente angewiesen sind, ihre Schwangerschaften ab, weil sie Nebenwirkungen auf das ungeborene Kind fürchten. Doch kaum ein Medikament rechtfertigt einen solchen Schritt, warnen die Arzneimittelexperten.

Um auf der sicheren Seite zu sein, sollten Frauen, die Medikamente brauchen und sich ein Kind wünschen, rechtzeitig ihren Arzt befragen und gegebenenfalls auf ein Alternativ-Präparat umsteigen. Dies gilt vor allem für Frauen mit einer der folgenden Beschwerden:

Akne und Schuppenflechte: Bei schweren Formen dieser Hautkrankheiten werden mitunter sogenannte Retinoide wie Isoretinoin angewendet. Sie zählen zu den schädlichsten Medikamenten für den Embryo, denn sie können schwere Fehlbildungen hervorrufen.

Bluthochdruck: Gefährlich unter den Blutdrucksenkern sind Sartane und einige ältere ACE-Hemmer. Im zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittel können sie zu Fruchtwasserverlust und schweren Schäden beim Fötus führen.

Epilepsie: Betroffene Frauen sollten nach Möglichkeit auf Valproinsäure verzichten. Sie ist für das Ungeborene gefährlicher als alle anderen Antiepileptika, denn sie kann Fehlbildungen und mentale Entwicklungsstörungen verursachen.

Leichte bis mittlere Schmerzen: Mittel der Wahl ist in der Schwangerschaft niedrig dosiertes Paracetamol. Acetylsalicylsäure (Aspirin) ist nicht zu empfehlen. Welche Risiken das Schmerzmittel in den ersten beiden Schwangerschaftsdritteln hat, ist nicht zuverlässig geklärt. Kurz vor der Geburt eingenommen, kann es möglicherweise die Wehen hemmen oder zu stärkeren Blutungen während der Entbindung führen. Diclofenac, Naproxen und Ibuprofen können möglicherweise das Risiko für Fehlgeburten erhöhen. Die gelegentliche Einnahme von Paracetamol gilt dagegen als unbedenklich.

Depressionen: Manche Antidepressiva erhöhen allem Anschein nach die Gefahr, dass der Fötus Missbildungen entwickelt oder dass es zu Fehlgeburten kommt. Riskant scheinen vor allem Medikamente aus der Klasse der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Schwangere, die solche Medikamente benötigen, sollten sich umfassend beraten lassen.

Aus Sorge vor Nebenwirkungen greifen viele Schwangere zu alternativmedizinischen Präparaten wie homöopathischen Globuli oder Bachblüten. Für die meisten dieser Anwendungen gibt es keine Wirknachweise. Mehr zum Sinn und Unsinn solcher Medikamente erfahren Sie hier.

Eine Übersicht zur Verträglichkeit von Arzneimitteln in der Schwangerschaft gibt es unter www.embryotox.de. Fragen können auch an das Beratungstelefon unter: 030/ 30308-111 oder per Email an mail@embryotox.de gerichtet werden. Viele ausführliche Informationen zum Thema Medikamente in der Schwangerschaft finden Frauen auch unter: www.gutepillen-schlechtepillen.de.

(Quelle: Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie, arznei-telegramm)

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