Süddeutsche Zeitung

Förderung:Warum immer weniger Studierende Bafög bekommen

Lesezeit: 2 Min.

Von Bernd Kramer

Immer weniger Schüler und Studierende in Deutschland bekommen Bafög. Im Jahr 2018 waren es 727 000 Frauen und Männer, die eine Ausbildungsförderung erhielten. Das waren 55 000 weniger als im Vorjahr - ein Minus von 7,1 Prozent. Das teilte das Statistische Bundesamt am Freitag mit. Der Großteil der Bafög-Empfänger ist an einer Hochschule eingeschrieben: Von den Geförderten waren 518 000 Studenten; 209 000 Bafög-Empfänger gingen zur Schule. Im Durchschnitt erhielten 2018 geförderte Studenten 493 Euro und Schüler 454 Euro. Die Hälfte der Bafög-Empfänger bekamen den maximalen Förderbetrag.

Seit Jahren fällt die Zahl der Bafög-Empfänger - obwohl immer mehr Studierende an den Unis und Fachhochschulen eingeschrieben sind, zuletzt waren es fast drei Millionen. Ein Grund für die sinkende Empfängerzahl liegt darin, dass die Einkommensfreibeträge lange nicht angepasst wurden. Danach bemisst sich, wer Anspruch auf Bafög hat. Steigen also die Löhne der Eltern, rutschen mehr Studenten aus dem Kreis der Förderberechtigten - auch wenn gleichzeitig die Lebenshaltungskosten steigen und die Studierenden und ihre Familien unterm Strich nicht weniger bedürftig geworden sind.

Zum Wintersemester 2016/2017 wurde das Bafög nach langem Stillstand reformiert. Die Einkommensfreibeträge der Eltern wurden um sieben Prozent angehoben - die erste Anpassung nach sechs Jahren. Offensichtlich hat aber auch diese Reform nicht dazu geführt, dass wieder mehr Studierende Bafög erhalten.

Deswegen beschloss die schwarz-rote Koalition in Berlin eine neuerliche Reform, die zum 1. August in Kraft getreten ist. Dabei werden die Einkommensfreibeträge bis 2020 in drei Schritten um mehr als 16 Prozent angehoben. In diesem Jahr steigt der Freibetrag um sieben Prozent. "Besonders Familien, die bisher knapp über den Einkommensgrenzen liegen, werden in Zukunft vom Bafög profitieren", hatte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) zu der Reform gesagt. Am Ende sollen im Jahresschnitt 100 000 mehr Menschen eine Bafög-Förderung bekommen als jetzt.

Die Freibeträge fallen unterschiedlich aus und richten sich nach der Familienkonstellation. Deswegen lässt sich schwer pauschal sagen, bei welchem Elterneinkommen Studierende Bafög bekommen. Das Deutsche Studentenwerk gibt einen Anhaltspunkt mit folgendem Beispiel: Eine 22-Jährige, die wegen ihres Studiums nicht mehr zuhause wohnen kann und deren Eltern verheiratet sind und zusammenleben, bekäme die Vollförderung von 744 Euro im Monat, wenn ihre Eltern zusammen nicht über ein Monatsnettoeinkommen von etwa 1835 Euro kommen. Eine Teilförderung ist bis zu einem gemeinsamen Eltern-Netto-Einkommen von 3304 Euro im Monat wahrscheinlich. Die Hälfte des Förderung müssen Studierende in der Regel nach dem Abschluss zurückzahlen, allerdings ohne Zinsen.

Das Bafög gibt es seit 1971. Erstmals wurde damit in Deutschland eine Ausbildungsförderung geschaffen, die sich allein nach dem Einkommen der Eltern und nicht nach der Studienleistung richtet. Zu Beginn erhielten weit über 40 Prozent der Studierenden Bafög - ein Wert, der später nie wieder erreicht wurde. Das Vorläuferprogramm, das sogenannte "Honnefer Modell", förderte nur Studierende mit besonders guten Leistungen.

Zum 1. August 2019 wurden neben den Freibeträgen auch die Bafög-Sätze erhöht. Studierende unter 25 Jahren bekommen maximal 744 Euro im Monat, Studierende bis 30 Jahre 853 Euro und ältere Studierende maximal 933 Euro. Seit 2015 übernimmt der Bund die volle Finanzierung der Bafög-Leistungen. Im Jahr 2018 betrugen die Ausgaben rund 2,7 Milliarden Euro.

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