Süddeutsche Zeitung

Mitten in Bayern:Disharmonie in Weilheims AfD

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Erst ging es offenbar recht kuschlig zu bei der AfD im Kreistag von Weilheim-Schongau, gar eine Liaison unter Kollegen gab es. Die allerdings ist vorbei und die Harmonie auch

Kolumne von Johann Osel

Mit einer wahrlich kühnen Idee hatte es Regina Schropp im Frühsommer 2019 zu bundesweiter Kurzzeitprominenz gebracht. Robert Habeck, Bundesvorsitzender und Heilsbringer der Grünen, hatte geplant, das oberbayerische Peißenberg zu besuchen. Für Schropp, damals stellvertretende Generalsekretärin der Bayernpartei und Mitglied des Kreistags von Weilheim-Schongau, ein Unding: Sie forderte ein "Einreiseverbot" in den Landkreis - schließlich sei Habeck wiederholt mit "bayernfeindlichen Äußerungen" aufgefallen. Großer Rummel um die Kreisrätin war die Folge und Ärger in der Bayernpartei, mancher verortete sie näher an der AfD. Auf deren Liste kandidierte sie dann auch im März für den Kreistag, mit Erfolg - trat allerdings jüngst wieder aus der Fraktion aus. Aus persönlichen Gründen, wie es hieß.

Nun steht AfD-Kreisrat Rüdiger Imgart (er ist der persönliche Grund, nach einer Liaison mit Schropp) mit einem Mitstreiter zu zweit und somit ohne Fraktionsstatus da. Imgart ist verstimmt, fordert, "Persönliches von Mandat und Wählerauftrag zu trennen". Noch unharmonischer für ihn ist freilich die Lage im Weilheimer Stadtrat, dem er als Einzelmitglied ohne Fraktion ebenfalls angehört.

Imgart, der von der AfD-Landtagsfraktion 2018 als ehrenamtlicher Richter an den Verfassgerichtshof entsandt wurde, geriet im August in die Kritik. Beim Corona-Protest in Berlin wurde er am Reichstag fotografiert, mitten in der Mischpoke, die dann das Parlament stürmen wollte. Er habe sich als Privatperson und reiner Zuschauer ein Bild von den Demos gemacht, verteidigte er sich daraufhin auf SZ-Anfrage. Die spätere Besetzung der Reichtagstreppe (da sei er wieder weg gewesen) "durch politische Abenteurer" sei zu verurteilen. In ähnlichen Worten sagte er es auch kürzlich in einer Stadtratssitzung, als die Berliner Causa ein Nachspiel hatte. Zuvor rügte Alfred Honisch (Grüne), der Dritte Bürgermeister, dass "rote Linien überschritten" wurden - er habe viel "Zustimmung durch Tischklopfen" registriert. Der Gescholtene sah dagegen ein "Stabbrechen" über ihn. Er warf ein, dass nicht mit, sondern nur über ihn gesprochen werde. Zumindest das soll diese Woche nachgeholt werden, bei einem klärenden Gespräch des AfD-Manns mit Kritikern. Harmonie ist kaum zu erwarten.

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SZ vom 30.09.2020
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