Süddeutsche Zeitung

Deutscher Alpenverein:Verwaltungsgericht erzwingt Baustopp am Watzmannhaus

Von Christian Sebald, München

Im Streit über die laufende Sanierung des Watzmannhauses hat das Verwaltungsgericht München jetzt einen vorläufigen Baustopp erlassen. Das heißt, dass die Sektion München des Deutschen Alpenvereins (DAV) nicht mit dem Abriss des alten Salettls und der umstrittenen Erweiterung der Bergunterkunft beginnen kann. Das Projekt verschiebt sich voraussichtlich weit ins nächste Jahr. Der finanzielle Schaden für den Münchner DAV ist immens. Sektionschef Günther Manstorfer beziffert ihn auf wenigstens 60 000 Euro.

Hinzu kommt ein beträchtlicher Imageschaden. Das Watzmannhaus, das zu den traditionsreichsten Bergunterkünften in den bayerischen Bergen zählt, liegt mitten in der Kernzone des Nationalparks Berchtesgaden. Der Bund Naturschutz (BN), der gegen die Erweiterung klagt, wirft der Sektion München und dem Landratsamt Berchtesgadener Land vor, mit dem Projekt gegen den Naturschutz in der sensiblen Bergnatur zu verstoßen. So sei die ursprüngliche Planung des Anbaus an das Watzmannhaus viel zu groß geraten. Außerdem habe das Landratsamt bei der Genehmigung des Projekts die Folgen für Flora und Fauna rund um das Watzmannhaus nicht sorgfältig genug geprüft.

Die Münchner DAV-Sektion und die Kreisbehörde haben die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Allerdings hat sich die Münchner Sektion schon vor längerer Zeit entschieden, den umstrittenen Anbau deutlich zu verkleinern, und ein neues Genehmigungsverfahren in Gang gesetzt. Der Grund für die Verkleinerung war, dass der Anbau in seiner ursprünglichen Form auch im DAV heftig umstritten ist. Für den BN und den DAV ist der Streit um das Watzmannhaus pikant. Denn beide Organisationen machen sich für gewöhnlich Hand in Hand für einen besseren Naturschutz in den bayerischen Bergen stark.

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Quelle:
SZ vom 01.09.2018
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