Süddeutsche Zeitung

Straßenbau:Der Asphalt wird knapp

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Nach Brand in Bayernoil-Raffinerie stockt der Bitumen-Nachschub

Die Kreisstraße zwischen Unterlaus und Großhöhenrain wartet schon länger auf ihre Sanierung, in dieser Woche hätten dort nun die Baumaschinen anrücken sollen. Doch die Autofahrer könne sich den Umweg über Feldkirchen vorerst sparen, denn der zuständige Landkreis Rosenheim muss die Bauarbeiten ins kommende Jahr verschieben. So geht es auch anderen Kreisen und Kommunen, denn in Bayern wird der Asphalt knapp. Grund ist die Explosion mit dem folgenden Großbrand in der Bayernoil-Raffinerie in Vohburg am 3. September. Seither stockt der Nachschub an Bitumen, das als Bindemittel für den Asphalt gebraucht wird.

Bayernoil ist mit Abstand der wichtigste Bitumen-Produzent für den Straßenbau in Bayern. Die Raffinerie in Neustadt an der Donau laufe reibungslos weiter, in Vohburg sei man weiterhin mit dem Aufräumen sowie mit der Zusammenarbeit mit Gutachtern und Behörden beschäftigt, heißt es von Bayernoil. Idealerweise wolle man die gesamte Produktion in Vohburg im kommenden Frühjahr wieder aufnehmen. Möglichst schon lange vorher sollen demnach die - allerdings begrenzten - Lagerbestände an Bitumen ausgeliefert werden, die wegen der laufenden Untersuchung des Unglücks noch blockiert sind.

Nach Angaben des bayerischen Bau- und Verkehrsministeriums liegt der Engpass ohnehin weniger in der Produktion von Bitumen, das etwa auch in Karlsruhe, Leuna oder Wien hergestellt wird. Als Problem stellen sich dem Ministerium eher die Transportkapazitäten dar. Wegen der viel weiteren Wege könnten die vorhandenen Tanklastwagen in der gleichen Zeit viel weniger Bitumen heranschaffen als bisher. Für die großen Mischanlagen ist aber ein kontinuierlicher Nachschub entscheidend. Auf die laufenden Autobahnbaustellen, an denen teils Tausende Tonnen Asphalt verbaut werden, hat das Logistik-Problem bisher noch nicht durchgeschlagen, melden die beiden Autobahndirektionen für Nord- und für Südbayern. Einzig eine kleinere Nachtbaustelle wurde bisher sicherheitshalber verschoben. Ebenfalls vorsichtshalber gibt es in den Direktionen aber inzwischen eine Prioritätenliste.

Die Firma, die für den Landkreis Rosenheim die Kreisstraße bei Unterlaus sanieren soll, ist eine der größeren in der Region. Sie hat dem Landkreis mitgeteilt, dass sie nicht für einen reibungslosen Asphalteinbau und damit auch nicht für Qualität der Straßendecke garantieren könne. Allerdings arbeiten viele Firmen derzeit ohnehin am Limit, heißt es aus Branchenkreisen. Manche hätten sich vor lauter Aufträgen übernommen und seien nun froh über jeden Vorwand, die Arbeiten zu verschieben oder Mehrkosten zu verlangen.

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SZ vom 25.09.2018 / kpf
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