Süddeutsche Zeitung

Meinung am Mittag: Wahlkampf in Bayern:Schwarz-grüne Unterschiede sind kaum zu überbrücken

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Das TV-Duell zwischen Markus Söder und Ludwig Hartmann lässt tief blicken. Wie CSU und Grüne nach der Landtagswahl in Bayern miteinander regieren sollen, ist völlig offen.

Kommentar von Katja Auer

Schwarz-Grün für Bayern, das erscheint zurzeit naheliegend, die Grünen sind in den Umfragen beständig zweitstärkste Kraft, die CSU ist von der absoluten Mehrheit so weit entfernt wie die Bayern-SPD vom Anspruch einer Volkspartei. Viele Menschen wünschen sich eine solche Koalition, doch das Fernsehduell zwischen Ministerpräsident Markus Söder und Grünen-Spitzenkandidat Ludwig Hartmann am Mittwochabend zeigte wieder einmal, dass die Differenzen kaum zu überbrücken sind.

Die beiden lieferten sich ein munteres Duell, das den Namen verdiente, es war die kämpferischste der bisher drei TV-Debatten eines bayerischen Ministerpräsidenten mit einem Herausforderer. Auch deshalb, weil die Unterschiede kaum größer sein könnten. Auf der einen Seite Söder, der sich so betont staatsmännisch und ausgeruht gab, dass er bisweilen überheblich wirkte, auf der andere Seite Hartmann, der den Amtsinhaber angriffslustig attackierte und dabei gelegentlich von den eigenen Schnellfeuer-Sätzen überholt wurde. Fair blieben sie beide, das kommt gut an in Zeiten politischer Erregtheit.

Wie es gehen soll, wenn CSU und Grüne miteinander regieren sollen, ist völlig offen

Inhaltlich sind die Grünen von der CSU viel weiter entfernt als die Freien Wähler, die sich selbst als natürlichen Koalitionspartner sehen und für die CSU auch leichter zu händeln wären. Eine schwarz-grüne Verbindung müsste schmerzliche Kompromisse aushalten. In der Asylpolitik setzt die CSU auf konsequente Abschiebung, auf bayerische Grenzpolizei und die sogenannten Ankerzentren. Dinge, die den Grünen falsch bis überflüssig vorkommen, konkrete Aussagen zu Abschiebung und Begrenzung der Zuwanderung umschiffte Hartmann lieber. Dafür legte er Pläne für Wohnungsbau und die Halbierung des Flächenverbrauchs vor, die hartgesottenen Gewerbegebiets-Planern die Tränen in die Augen treiben dürften.

Es darf also als Gewinn dieses Duells verbucht werden, dass die Unterschiede deutlich wurden. Wie es aber gehen soll, wenn CSU und Grüne doch miteinander regieren sollen, das ist völlig offen. Ausschließen wollte eine Koalition am Ende niemand, Hartmann noch weniger als Söder. Der verwies auf die Wähler. Wenn die es wirklich schwarz-grün-kompliziert wollen, dann stehen Söder und Hartmann härtere Verhandlungen bevor als die Stunde im Bayerischen Fernsehen.

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