Süddeutsche Zeitung

Medienlandschaft in Bayern:Blitzstart für neues Blatt in Regensburg

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Wegen des Verkaufs der "Mittelbayerischen" bringt der Straubinger Verleger Balle rasch eine neue Zeitung auf den Markt.

Von Thomas Balbierer, Regensburg

Martin Balle ist am Montagvormittag mächtig stolz auf seinen Coup vom Wochenende. "Das war ein Blitzstart", sagt der Zeitungsverleger. "Seit Samstag machen wir für Regensburg und den Landkreis die Regensburger Zeitung. Der Start war ein großer Erfolg." Seine Euphorie stockt aber kurz, als er merkt, dass sein Gesprächspartner am Telefon ratlos wirkt. Eine neue Zeitung - wie bitte? "Sie haben das gar nicht mitbekommen?", fragt er mit einer Spur Fassungslosigkeit in der Stimme. "Die Leute haben uns am Samstag die Zeitung aus den Händen gerissen!"

Eigentlich wollte man mit Balle über ein ganz anderes Thema sprechen, nämlich die vor Kurzem angekündigte Übernahme der Mittelbayerischen Zeitung (MZ) durch die Verlagsgruppe Passau (Passauer Neue Presse). Als Chef der Mediengruppe Attenkofer, die mit dem Straubinger Tagblatt und der Landshuter Zeitung in regionaler Konkurrenz zum neuen Großverlag steht, sieht er die Fusion kritisch. Doch nun will der Verleger erst einmal über das neue Produkt aus eigenem Hause sprechen.

"Für uns war immer klar, dass wir in Regensburg eine eigene Zeitung machen werden, sobald die Mittelbayerische verkauft wird", sagt er. Das sei branchenintern nur eine Frage der Zeit gewesen. Dass die Nummer 1 der Regensburger Zeitung am Samstag aber schon eine Woche nach der Fusionsankündigung aus Passau am Kiosk lag, ist bemerkenswert für die sonst eher zögerliche Zeitungsbranche. Eine neue Tageszeitung, und sei es nur eine Lokalausgabe, stampft man nicht soeben aus dem Boden.

Balle profitiert jedoch davon, dass sein Verlag schon länger eine kleine Redaktion am Regensburger Haidplatz betreibt und über lokale Themen berichtet - bislang ohne eigenen Lokaltitel. Man habe sich mit der Verlegerfamilie der MZ arrangiert, sagt Balle, doch mit dem Einfall der Passauer Konkurrenz gehe es darum, "das Gleichgewicht der medialen Kräfte in Ostbayern zu erhalten". Die Stadtredaktion, die die anfangs kleine Lokalausgabe mit einer Auflage zwischen 1200 und 1500 Exemplaren betreut, bestehe aus fünf festangestellten und zwei freiberuflichen Kollegen, sagt Balle. Das Ziel sei, weitere Stellen aufzubauen. "Wir wollen eine moderne Stadtzeitung sein." Dieser Anspruch soll sich schon auf der Titelseite zeigen.

Anders als etwa das Straubinger Tagblatt, das den Mantelteil mit Politik-, Wirtschaft- und Sportberichterstattung zuliefert, hat das neue Blatt keine schwere Frakturschrift im Titel, sondern eine schmalere Typografie mit roten Farbakzenten. Schlank soll auch der Vertrieb funktionieren: Statt auf ein Abo-Modell, dessen Aufbau teuer ist, setzt Balle auf den Straßenverkauf an 170 Verkaufsstellen. Die Erstausgabe am Samstag lockte mit folgender Lokalgeschichte: "Doch nur Schokolade? Streit um Hundekot schwelt weiter."

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Quelle:
SZ vom 10.08.2021
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