Süddeutsche Zeitung

Regensburg:Pinke Taxis für Frauen? Lieber Männer ganz verbieten!

Lesezeit: 1 min

Die Vorschläge eines Regensburger Stadtrats greifen viel zu kurz.

Glosse von Andreas Glas

Die Taxis in Regensburg sind gelb, oder besser gesagt eierschalenfarben, halt wie überall. Da hat es natürlich für Schlagzeilen gesorgt, dass ein Stadtrat sich auch gut pinke Taxis vorstellen könnte. Der besagte Stadtrat hat das gleich dementiert, ihm sei egal, welche Farbe das Taxi habe, ihm gehe es da um was anderes: um die Frauen in Regensburg nämlich und um deren Sicherheit.

Neulich, an Silvester, in Köln, da habe man ja gesehen, wie schnell Frauen zu Opfern werden, sagte der Stadtrat - und forderte, in Regensburg spezielle Frauen-Taxis einzuführen, zumindest nachts, nur Frauen dürften mitfahren. Und damit sich die Frauen auch wirklich sicher fühlen, sollen die Taxifahrer auch Frauen sein.

Also reichte er einen Antrag ein und in diesem Antrag forderte er dann gleich noch, in den Linienbussen eigene "Lady-Zonen" auszuweisen - damit ja keine Frau mehr neben einem Mann sitzen muss.

Warnwesten für Männer

Eine wunderbare Idee, aber die Idee greift natürlich zu kurz, viel zu kurz. Wer Frauen wirklich wirksam vor der schrecklichen, haarigen und von Natur aus gemeingefährlichen Gattung Mann schützen will, der muss schon härter durchgreifen. Ein Vorschlag: Alle Männer sollten neongelb leuchtende Warnwesten tragen, damit die Gefahr schon aus der Distanz zu erkennen ist. Oder noch besser: Man verbietet Männer gleich ganz, das wär's doch.

Wie ungerecht also, dass der besagte Stadtrat dermaßen abgewatscht wurde, als er seine Idee am Dienstagabend seinen Stadtratskollegen vorgestellt hat. Wie absurd, dass die Kollegen ihm vorhielten, er stelle nicht nur Taxifahrer, sondern gleich die komplette Männerschaft unter einen Generalverdacht.

Wie naiv noch dazu, wo es in Regensburg doch mindestens so kriminell zugeht wie in der Pariser Banlieue und in der Bronx zusammen. Wie infam, dass ihm die Kollegen dann auch noch unterstellten, er instrumentalisiere die Ereignisse in Köln, um auch in Regensburg Angst zu schüren.

Der besagte Stadtrat musste einem echt leid tun, als er da im Rathaus auf seinem Drehstuhl saß, noch dazu mit hochrotem Kopf, als müsste er sich für irgendetwas schämen. Selten dürfte sich ein Frauenversteher so unverstanden gefühlt haben.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2826100
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 21.01.2016
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.