Süddeutsche Zeitung

Parteifinanzen:Die CSU muss dringend sparen

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Fast eine Million Euro zu viel ausgegeben? Dann hat der Generalsekretär dieses Jahr halt weniger Geld, beschließt Parteichef Seehofer - auch wenn Wahlkampf ist.

Kolumne von Wolfgang Wittl

Die CSU versteht sich bekanntlich als die einzig wahre Vertreterin bayerischer Interessen. Das hat sie allerdings noch nie daran gehindert, im befreundeten Ausland auf Beutezug zu gehen, wenn es ihr geboten scheint. Es war vor einem Jahr, ein Starkbierfest bei einem CDU-Ortsverband in Baden-Württemberg, als CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer voller Inbrunst erklärte: Die schwäbische Hausfrau, das Symbol für deutsche Sparsamkeit, sei inzwischen umgezogen. Sie wohne seit der grünen Machtübernahme nicht mehr im Ländle, sondern in München - wo auch sonst? Denn dort sei ja nach wie vor Verlass auf finanzielle Stabilität.

Wo genau die schwäbische Hausfrau in München Quartier bezogen hat, das verriet Scheuer leider nicht. Eines lässt sich aber wohl sagen: In der Mies-van-der-Rohe-Straße 1, der CSU-Parteizentrale, kann sie nicht fündig geworden sein. Dort ist immer noch das patriarchalische Prinzip mit Horst Seehofer an der Spitze zu Hause. Und wie Scheuer in der letzten Präsidiumssitzung erfahren durfte, nimmt es der oberbayerische Hausherr Seehofer nicht weniger genau als sein weibliches Pendant aus Schwaben.

Erkleckliche 900 000 Euro habe die CSU im vergangenen Jahr zu viel für Öffentlichkeitsarbeit ausgegeben, weshalb Scheuer prompt die Anweisung bekam, die Summe dieses Jahr wieder einzusparen - Bundestagswahlkampf hin oder her. Die gute Nachricht für den Generalsekretär: An entbehrlichen CSU-Veranstaltungen herrscht glücklicherweise kein Mangel. Die Freunde von "After-Work-Partys" in einer Münchner Nobeldisco jedenfalls sollten sich dieses Jahr lieber etwas anderes vornehmen.

Man kann nun spekulieren, ob Scheuers Umzugspläne mit der schwäbischen Hausfrau nicht einem tieferen Wunsch entsprangen, schließlich ist Seehofer für seine Sparsamkeit weithin berüchtigt. Der Ministerpräsident verzichtet generell darauf, seine Anzugtaschen mit dem Vorhandensein eines Geldbeutels zu belasten. Wenn er Geld braucht, reckt er einfach wie zuletzt im Landtag eine Mappe in die Höhe, in der angeblich seine Aschermittwochsrede steckte. 200 Euro wollte Seehofer dafür haben, womöglich ein erster Schritt zur Sanierung der CSU-Finanzen. Leider nur griff keiner zu.

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Quelle:
SZ vom 20.03.2017
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