Süddeutsche Zeitung

Oberfranken:Rechtsextremist meldet sich zum Tag des offenen Denkmals an

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Von Olaf Przybilla und Hans Kratzer, Ermreuth

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz wollte den rechtsextremen Karl-Heinz Hoffmann, den Gründer der ehemaligen "Wehrsportgruppe Hoffmann", am Tag des offenen Denkmals teilnehmen lassen. Bis Donnerstag fanden sich auf der Liste der Denkmäler, die an diesem Sonntag im Landkreis Forchheim besucht werden können, vier Objekte. Darunter auch das Schloss Ermreuth, in dem Hoffmann wohnt.

Dieser kündigte im offiziellen Programm der Bonner Stiftung persönliche Schlossführungen an. Nachdem man darauf hingewiesen worden sei, habe man den Punkt aus dem Programm gestrichen, sagte eine Sprecherin der Stiftung. Man habe nicht gewusst, um wen es sich bei Karl-Heinz Hoffmann handele. Man bedauere die Aufnahme ins Programm, habe den Schlossbewohner aber noch am Donnerstag per Mail darüber informiert, dass man von seiner Beteiligung Abstand nehme.

Online sei der Eintrag umgehend gelöscht worden, er ist nun im Programm nicht mehr zu finden. Offenbar habe Hoffmann das Schloss in Oberfranken selbst angemeldet. "Dass möglichst viele Denkmäler an diesem Tag frei zugänglich sind, ist ja Zweck des Tages", erklärte die Sprecherin. Ein Fall "mit so extremem Hintergrund" sei bislang noch nie aufgetreten. Auf der Liste zum Denkmaltag waren für Sonntag zwei Führungen ankündigt sowie ein Vortrag Hoffmanns "zu den historischen Besitzverhältnissen und urkundlichen Erwähnungen".

Das Kultusministerium in München teilte mit, man habe die Deutsche Stiftung Denkmalschutz sofort nach Bekanntwerden des Eintrags aufgefordert, das Objekt Schloss Ermreuth aus dem Programm zu streichen. Der Tag des offenen Denkmals sei eine Veranstaltung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Personen, die sich daran beteiligen wollen, könnten sich dort selber anmelden. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege und das Ministerium seien bei dem Vorgang nicht einbezogen.

Karl-Heinz Hoffmann hatte die nach ihm benannte Wehrsportgruppe 1973 gegründet. Sie wurde 1980 als verfassungsfeindlich verboten. In Ermreuth hatte sich das Hauptquartier der Wehrsportgruppe befunden. Nachdem die paramilitärische Gruppe verboten worden war, wurde das Schloss von einem Großaufgebot der Polizei durchsucht.

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SZ vom 09.09.2016 / prz, hak
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