Süddeutsche Zeitung

Niederbayern:Erzieherin soll Dreijährigen misshandelt haben

Lesezeit: 1 min

Von Lisa Schnell, Landshut

Eine Kindergärtnerin soll einen dreijährigen Buben aus Moosthenning bei Dingolfing so bestraft haben, dass er ins Krankenhaus musste. Die Verletzungen zog sich Devid am 15. Juli zu. Als seine Mutter ihn vom Kindergarten abholen wollte, war sein T-Shirt blutverschmiert und seine Nase geschwollen, erzählt Alexander W., der Vater. Sein Sohn musste für zwei Tage ins Krankenhaus und unter Narkose operiert werden. Die Nasenscheidewand habe sich verschoben, so der Vater.

Im Kindergarten hieß es zunächst nur, es handele sich um einen Unfall. Zu dem sei es gekommen, als Devid mit seinem Zwillingsbruder Denis auf der Wippe geschaukelt hätte. Doch dem Vater kam an der Geschichte dann einiges "spanisch" vor. So wurden ihm etwa unterschiedliche Zeiten genannt, wann sich der Unfall seines Sohns ereignet haben sollte.

Erzieherin soll Jungen unsanft auf die Wippe gezogen haben

Erst etwa zwei Wochen später berichtete ihm eine weitere Erzieherin, dass ihre Kollegin an den Verletzungen schuld sei. Devid habe einen Kieselstein nach ihrer Kollegin geworfen. Daraufhin habe diese den kleinen Jungen unsanft auf die Wippe gezerrt und sich selbst mit ihrem vollen Gewicht auf das andere Ende geworfen. Der Junge sei abgehoben und dann direkt mit der Nase auf die Wippe geknallt. Dies habe die Kollegin der beschuldigten Erzieherin schon ein paar Tage nach dem Vorfall der Gemeinde berichtet, sagt Devids Vater.

Bei einer Besprechung unter anderem mit Bürgermeister Markus Baierl habe ihm gegenüber aber niemand ein Wort darüber verloren. "Das ist für mich eine Vertuschung", sagt W. Für Bürgermeister Baierl ist es die "subjektive Sicht des Vaters". Er habe sofort das Jugendamt informiert, genau wie alle Eltern des Kindergartens, und versprochen, den Vorfall lückenlos aufzuklären. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Körperverletzung.

Die beschuldigte Erzieherin streitet ab, dass sie Devid bestrafen wollte. Sie bleibt dabei, dass es schlicht ein Unfall war, so Hildegard Bäumler-Hösl, Oberstaatsanwältin in Landshut. Schon vor dem Unfall hatte sie ihren Job gekündigt. Trotzdem soll Devid nach den Sommerferien in einen anderen Kindergarten gehen.

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Quelle:
SZ vom 22.08.2015
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