Süddeutsche Zeitung

Niederbayern:Bürgermeisterin Josefa Schmid jazzt und swingt

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Für ihren Sommersong "Tiziano" erntete sie viel Spott, doch die Bürgermeisterin aus dem Bayerwald lässt sich nicht beirren.

Von Hans Kratzer, Kollnburg

Eine Schlagergöttin wie Helene Fischer ist Josefa Schmid noch lange nicht. Davon lässt sich die singende Bürgermeisterin der Bayerwald-Gemeinde Kollnburg aber nicht beirren. Als Sängerin zu reüssieren, das ist ihr großes Ziel und dabei gegen den Strom zu schwimmen, das ist ihr Pläsier. Und deshalb hat sie am Neujahrstag auf der Internet-Plattform Youtube abermals ein Musikvideo veröffentlicht.

Eigentlich schien die Sangeskarriere der Josefa Schmid nach der Veröffentlichung ihres Sommerschlagers "Tiziano" im vergangenen Juni vollendet zu sein. Jenes am Mittelmeerstrand gedrehte Musikvideo, voller Romantik und großer Gefühle, rief nicht nur Fans, sondern auch Satiriker auf den Plan, die sie als "Loreley vom Bayerwald" verspotteten. Gegenwind aber spornt die Bürgermeisterin nur noch mehr an. Das bewies sie schon, nachdem sie wegen Widerstands gegen das Parteisoldatentum von der CSU geschasst und von den Bürgern trotzdem gewählt wurde. Sie überstand auch diverse juristische Streitfälle und Anfeindungen jeglicher Couleur mit Haltung.

Am Piano sitzt ... nicht Lang Lang

Im neuen Musikvideo wechselt sie nun in das Genre Jazz und Swing, das ihr erkennbar mehr liegt als der Helene-Fischer-Schlagerkrampf. Eine Überraschung ist ihr schon deshalb gelungen, weil das Video im sagenumwobenen Konzerthaus von Blaibach gedreht wurde, was zusammen mit der lokal zusammengestellten Bigband optisch einen mächtigen Eindruck macht. Der Film bietet viele Überraschungsmomente: So muss man tatsächlich zweimal hinschauen, um zu erkennen, dass der Pianist Hanyu Guan Zhang heißt und nicht Lang Lang.

Das Lied trägt den schlichten Titel "Mein Lied" und geht durchaus ins Ohr. Wer es musikalisch nicht goutiert, der kommt zumindest am Text nicht vorbei. Josefa Schmid versteht ihr Lied als eine Ode an die Musik, weshalb sie Textsequenzen bei Shakespeare, Moliére und Oscar Wilde entlehnt hat. "Warum soll ein Politiker nicht singen dürfen?", fragt sie, gerade in Zeiten permanenten Terrors: "Denn Musik öffnet die Herzen und vor allem kennt sie keine Grenzen."

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Quelle:
SZ vom 02.01.2016
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