Süddeutsche Zeitung

Verkehr in Bayern:Kloschüssel blockiert Blitzer

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In Murnau haben Unbekannte ein Radargerät ausgebremst: indem sie vor dessen Linse ein WC drapierten. Ein spezieller Fall von Blitzer-Spaß, nicht nur für Führerscheinprüflinge.

Glosse von Maximilian Gerl

Vielleicht wird die Angelegenheit, mit der sich die Polizei in Murnau herumschlagen darf, mal in der theoretischen Führerscheinprüfung aufgearbeitet. Die Frage könnte dann zum Beispiel wie folgt lauten:

Sie fahren mit dem Pkw und sehen am Straßenrand einen Blitzer. Was machen Sie?

A) Sie halten sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung.

B) Sie machen einen Termin zur Zahnreinigung aus, um auf dem nächsten Blitzerfoto zurückzublitzen.

C) Sie antworten auf den Bescheid aus Flensburg, dass Sie sich als Bayer vom Norden ungerecht behandelt fühlen.

D) Sie halten an, holen ein WC aus dem Kofferraum und blockieren damit das Sichtfeld des Blitzers.

Vor allem Antwort D) klingt unwahrscheinlich? Nicht für Autofahrer, die am vergangenen Wochenende die Kohlgruber Straße in Murnau entlangfuhren. Denn, tatsächlich: Unbekannte hatten dort eine Porzellanschüssel so vor der Linse eines mobilen Blitzeranhängers drapiert, dass ans Blitzen nicht mehr zu denken war. Fotos dieser außergewöhnlichen Messanordnung machten im Netz bald die Runde, kreative Wortfindungen inklusive. Die Bild-Zeitung etwa schrieb von "Klo statt Knöllchen" und "Lokus-Lumpen". Und das Allgäuer Portal All-in meldete, dass es diesmal kein "großes Geschäft" mit Bußgeldern gegeben habe.

Für die örtliche Polizei dagegen dürfte das Ganze unter - Pardon - "Griff ins Klo" laufen. Sie hat nun die sicher hochwillkommene Aufgabe, nach den "WC-Vandalen" (ebenfalls Bild) zu fahnden. Als würde manch Autofahrer nicht schon genug unternehmen, um wenn nicht dem Blitz, so doch der Strafe zu entgehen. Sich hinter heruntergeklappter Sonnenblende verstecken, auf plötzlichen Durchfall plädieren, es auf den Hund im Schoß schieben - alles bereits da gewesen. Vor ein paar Jahren klaute ein Betrunkener im niederbayerischen Stephansposching sogar jenen Blitzer, der ihn gerade mit 160 Sachen erwischt hatte. Blöd nur, dass das Gerät die Aufnahme längst übermittelt hatte.

Angesichts derlei Späße könnte fast in Vergessenheit geraten, dass es eine viel einfachere Methode gibt, um Knöllchen abzuwehren. Antwort A) ist natürlich richtig - und kostenlos.

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