Süddeutsche Zeitung

Umweltschutz:Christbäume sind kein Problemmüll

Lesezeit: 1 min

Sofern sie zuvor von Lametta und Kugeln befreit wurden. Ganz anders hingegen die Reste vom Bleigießen. Das Rosenheimer Umweltamt bringt wertvolle Umwelttipps fürs Weihnachtsfest.

Von Matthias Köpf

Der Umweltschutz hinkt leider öfter mal hinterher, wenn sich plötzlich irgendwo ein Ozonloch auftut oder ein Waldsterben die Bäume nadeln lässt, so wie damals in den Achtzigerjahren. Dabei geht es dem Umweltschutz ja eigentlich um die Zukunft, und diesem Anspruch wird kaum eine Organisation besser gerecht als das Umweltamt der Stadt Rosenheim. Das hat nämlich schon vor Tagen - also rechtzeitig zum jährlichen Waldsterben und deutlich vor dem großen Nadeln - mitgeteilt, wie und wo die Bürger dereinst ihre gebrauchten Tannen und Fichten werden entsorgen können. Wer sich also wegen der offenen Endlagerfrage immer noch keinen Christbaum besorgt hat, der braucht sich jetzt jedenfalls durch diese Bedenken nicht mehr abhalten lassen.

Eine Behörde, die so weit vorausdenkt, muss sich natürlich um Prognoseverfahren kümmern, und da hat das Rosenheimer Umweltamt nun ebenfalls beizeiten eine Mitteilung parat. Das beliebte Bleigießen an Silvester sei nicht ganz ungefährlich, denn beim Schmelzen würden giftige Dämpfe frei, heißt es darin. Wenn es unbedingt Bleigießen sein muss, dann gehören die Reste laut Umweltamt jedenfalls nicht in die Tonne, sondern müssen als Problemmüll entsorgt werden. Im Gegensatz zu den Christbäumen übrigens, sofern diese von Kugeln und Lametta befreit sind.

Bleihaltiges Lametta ließe sich wiederum gut an Silvester recyceln, doch dieses Verfahren mag zwar zukunftsweisend sein, aber sicher nicht im Sinne des Umweltamts. Das schlägt vor, als Orakelmaterial statt Blei lieber geschmolzenes Wachs ins Wasser zu gießen. Auch das Wachs könnte vielleicht vom abgehalfterten Christbaum gekratzt werden. Elektrische Lichterketten bieten sich für das erhellende Wasserbad weniger an.

Dafür gäbe es aber noch einige andere bewährte Prognosenverfahren wie das Eingeweidelesen oder die Vogelschau, deren Ergebnisse auch gleich dem Landesbund für Vogelschutz untergejubelt werden könnten, wenn der wieder mit seiner unvermeidlichen Stunde der Wintervögel daherkommt. Eine restlos kompostierbare Methode wäre das Kaffeesatzlesen. Den Weg zur Wertstoffinsel weist dann die Wünschelrute. Oder die Nadelspur von den Weihnachtsbäumen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3306333
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 23.12.2016
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.