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Mitten in Passau:Wenn ein Parkplatz zum Grenzposten wird

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Zu den schlimmsten Staus in Deutschland kommt es nicht auf der A8, sondern auf Höhe eines Parkplatzes in Niederbayern. Seit es wieder Grenzkontrollen gibt, steht der Verkehr täglich, weil es einfacher war, den Grenzposten dort einzurichten.

Kolumne von Matthias Köpf

So ein Stau kann schon mal länger werden, das liegt ja in seiner Natur, falls Natur da das richtige Wort ist. An einem Sonntag im vergangenen August standen die Autos auf der A 8 zwischen München und Salzburg auf 33 Kilometern, an einem Samstag im Juni waren es 29 Kilometer. Das waren die beiden deutschen Rekord-Staus im Jahr 2017, hat der ADAC jüngst mitgeteilt, und der ADAC muss das wissen, denn so ein Stau besteht ja zu einem beträchtlichen Teil aus seinen Mitgliedern.

Bevor sich jetzt die Oberbayern wieder hinstellen und behaupten, dass es halt auch verkehrsmäßig brummt bei ihnen, sei ihnen gesagt: Die mit Abstand schlimmste Staustrecke Deutschlands liegt in Niederbayern, laut ADAC zwischen Linz und Passau, oder genauer: zwischen dem Grenzübergang Suben und dem Parkplatz Rottal-Ost.

Dort nämlich ist praktisch immer Stau, seit Deutschland 2015 wieder Grenzkontrollen bei der Einreise aus Österreich eingeführt hat und feste Kontrollpunkte auf der A 3, der A 8 und der A 93 geschaffen wurden. Nur dass der Kontrollpunkt auf der A 3 gar nicht direkt an der Grenze liegt, sondern fast siebeneinhalb Kilometer und eine Autobahnausfahrt dahinter, weil er sich beim Parkplatz Rottal-Ost in all der Eile eben besser einrichten ließ.

Die Polizei kann den Verkehr auch dort längst auf zwei Fahrspuren an sich vorbeifließen lassen, aber für den deutschen Stau-Rekord 2017 hat das hausgemachte Verkehrsproblem trotzdem leicht gereicht. Die Passau-Pendler aus dem Rottal ärgert besonders, dass erst hinter dem Anschluss Pocking kontrolliert wird, also sie selber jeden Tag aufs Neue im Stau stehen, während informierte Schleuser und alle anderen, die lieber nicht langsam an einem Polizisten vorbeirollen wollen, beizeiten auf die B 12 abbiegen.

Das Tröstliche bei all dem ist, dass der Stau auf Deutschlands schlimmster Staustrecke niemals länger wird als siebeneinhalb Kilometer. Und sollte es doch irgendwann wer schaffen, die Kontrollen wirklich an die Grenze zu verlegen, wäre das Problem sowieso gelöst. Dann könnte der ÖAMTC die Innkreisautobahn bis zum Grenzübergang Suben auf die Liste der schlimmsten Staustrecken Österreichs aufnehmen, in scharfer Konkurrenz übrigens zur Westautobahn bei Salzburg und zur Inntalautobahn bei Kufstein.

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Quelle:
SZ vom 30.01.2018
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