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Regensburg:Erotikmodel tritt auf Schülerparty auf

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Micaela Schäfer ist für ihre sehr freizügigen Auftritte bekannt. Dass sie zu der Veranstaltung für Minderjährige nach Regensburg kommt, löst in der Stadt Aufruhr aus.

Glosse von Johann Osel

Regensburg ist ja immer eine Reise wert, das Bayerische Pilgerbüro zum Beispiel empfiehlt einen Altstadtrundgang und die Besichtigung des ehemaligen Schottenklosters, geweiht dem Apostel Jakobus dem Älteren und der heiligen Gertrud, samt erbaulicher Andacht und Pilgersegen. Voller Vorfreude auf Regensburg ist auch eine Dame aus Berlin, in einem Facebook-Video tut sie dies kund. "Eure Nacktschnecke" nennt sie sich darin, liegt passenderweise nackt im Bett, zumindest die Brustwarzen mit Händen bedeckt. Bald werde sie in der Oberpfalz sein, zur "geilen Party", und ihre "Brüste spielen lassen".

Das Erotikmodel Micaela Schäfer, etwa aus dem RTL-Dschungelcamp bekannt für ihre Freizügigkeit, tritt kommende Woche im Regensburger Club "Helga" auf - als VIP-Gast bei einer Schülerparty, explizit auch für Unter-18-Jährige. Was sich da alles zutragen werde, löst nun schon seit Tagen Aufruhr aus in der Stadt. Stilsicher formuliert es die Bild-Zeitung: "Am Dom läuten schon bald zwei neue Glocken."

Einige Eltern haben verwirrt beim Jugendamt nachgefragt, die Behörde wiederum bei der Kommission für Jugendmedienschutz. Schäfers Show müsse so laufen, dass Minderjährige keiner "sozialethischen Desorientierung ausgesetzt" sind, sagte eine Stadtsprecherin. Das sei die Richtlinie, nicht etwaige Geschmacksfragen. Der Veranstalter versteht den Trubel nicht, "mit 16 hat jeder schon mal eine nackte Frau gesehen". Gleichwohl fand sich jetzt (ebenfalls Bild meldet es) ein "irrer Busenkompromiss". Der Veranstalter habe das Model gebeten, sich nicht ganz zu entkleiden, "sich zu zügeln". Das bedeute konkret: Tanzbein schwingen ja, "Brüste schwingen" nein. Wobei fachkundige Regensburger erörtern, dass ein Schwingen der mittels plastischer Chirurgie zementierten Körperteile schon aus physikalischen Gründen unmöglich sei.

Das Facebook-Volk hat Schäfer offensichtlich hinter sich. Argwohn ob des Auftritts liest man auf vielen Kanälen kaum. Eine Mehrheit sagt sinngemäß, die Show sei ein Klacks im Vergleich zu dem, was 16-Jährige heutzutage auf den Handys haben. Ein Kommentator macht sich lediglich Sorgen, weil er angesichts der Klimaschutz-Proteste von Schülern anderes erwartete: "Ich dachte, die Jugend würde endlich dem Plastikwahn abschwören."

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Quelle:
SZ vom 15.03.2019
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