Süddeutsche Zeitung

Bayerischer Landtag:Tandler-Tochter kommt vorerst nicht in den Untersuchungsausschuss

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Eigentlich hätte die Münchner PR-Unternehmerin, die Masken-Provisionen in Millionenhöhe kassiert hat, am Freitag als Zeugin aussagen sollen. Sie hat aber ein ärztliches Attest vorgelegt, wonach sie krank ist.

Von Klaus Ott

Es wäre der erste öffentliche Auftritt der Münchner PR-Unternehmerin Andrea Tandler gewesen, rund zwei Jahre nach den von ihr über CSU-Kanäle vermittelten Maskendeals und anschließenden Provisionen in Millionenhöhe. An diesem Freitag sollte die Tochter des früheren CSU-Generalsekretärs und Ex-Ministers Gerold Tandler im Masken-Untersuchungsausschuss des Bayerischen Landtags als Zeugin aussagen. Sie sollte erzählen, wie sie jene Geschäfte mit gleich drei Gesundheitsministerien angebahnt hatte, die ihr und einem Partner von ihr Provisionen in Höhe von 48 Millionen Euro brachten.

Doch der Auftritt im Landtag bleibt der Tandler-Tochter erspart; einstweilen zumindest. Wie der SZ von mehreren Seiten bestätigt wurde, hat die Münchner Unternehmerin dem U-Ausschuss ein ärztliches Attest vorgelegt, wonach sie krank ist. Sie könne deshalb nicht erscheinen. Der Zeugentermin am Freitag im 9.15 Uhr im Maximilianeum, dem Sitz des Landtags, ist damit abgesagt. Der U-Ausschuss dürfte die Tandler-Tochter nach ihrer Genesung erneut als Zeugin vorladen. Davon ist jedenfalls auszugehen. Auch wenn Andrea Tandler mit Sicherheit die Aussage verweigern wird.

Als Beschuldigte in mehreren Ermittlungsverfahren hat die Münchner Unternehmerin das Recht, im U-Ausschuss zu schweigen. Ebenso wir ihr Partner Darius N., mit dem sie sich die 48 Millionen Euro Provision geteilt hatte und gegen den ebenfalls wegen mehrerer mutmaßlicher Delikte in Zusammenhang mit den Maskendeals ermittelt wird: Geldwäsche, Steuervergehen und Korruptionsverdacht. Andrea Tandler und Darius N. weisen alle Vorwürfe zurück. Auch wenn sie die Aussage im U-Ausschuss verweigern dürfen, so müssen sie dennoch kommen und dies persönlich zu Protokoll geben. Sofern sie nicht etwa wegen Krankheit verhindert sind.

Der Fall Tandler ist zunehmend zu einer Belastung für die CSU geworden. Kurz nach Beginn der Corona-Pandemie hatte die Tochter von Gerold Tandler der Schweizer Handelsfirma Emix in Deutschland Großaufträge für die Lieferung von Masken und anderer Schutzkleidung verschafft. Abnehmer der mehr als 700 Millionen Euro teuren Ware waren vor allem das damals noch von Jens Spahn (CDU) geleitete Bundesgesundheitsministerium sowie die Gesundheitsministerien in Bayern und NRW gewesen. Zur Kontaktanbahnung hatte Tandler-Tochter CSU-Kanäle genutzt.

Vor wenigen Tagen erst hat Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) angeregt, Andrea Tandler solle einen Teil ihrer Masken-Millionen abgeben und spenden. Es sei es sei "unredlich, wenn sich jemand an einer Krise derart bereichern" wolle.

Noch viel mehr Profit als Andrea Tandler und deren Partner Darius N. haben die beiden Inhaber von Emix, die Züricher Jungunternehmer Jungunternehmer Luca Steffen und Jascha Rudolphi, mit ihren deutschen Maskendeals gemacht. Die Staatsanwaltschaft München I geht von 300 Millionen Euro aus, was von Emix in Abrede gestellt wird.

Nicht in Abrede gestellt wird von Emix allerdings, dass der Emix-Gewinn deutlich mehr als 100 Millionen Euro betragen haben soll.

Der U-Ausschuss zur Aufklärung der Maskenaffären hatte auch Steffen und Rudolphi für diesen Freitag als Zeugen in den Bayerischen Landtag geladen. Die beiden haben allerdings abgesagt, und als Schweizer Staatsbürger müssen sie auch nicht kommen; anders als Andrea Tandler und Darius N.

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