Süddeutsche Zeitung

Landesparteitag:Kohnen ist das Beste, was die SPD gerade zu bieten hat

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Das zeigt auch ihr Wahlergebnis. Damit muss nun endlich Schluss sein mit Rücktrittsforderungen und Schuldzuweisungen. Die SPD braucht jetzt Ideen für die Zukunft.

Kommentar von Lisa Schnell

Natascha Kohnen soll die SPD aus einer Krise führen, in die sie mit ihr hineingeraten ist. Ob das nun absurd ist oder nicht, wer nun Schuld hat an dem Wahldebakel und zu wie viel Prozent - das hat die SPD lange diskutiert. Jetzt muss sie die Realität anerkennen: Kohnen ist das Beste, was die SPD gerade zu bieten hat.

Deswegen hat sie ein achtbares Ergebnis bekommen und damit muss der Machtkampf in der SPD ein Ende haben und mit ihm Rücktrittsforderungen und Schuldzuweisungen. Die inhaltlichen Einwände an ihrem Kurs aber sollte Kohnen ernst nehmen. Sie hat das schlechteste Wahlergebnis eines westdeutschen Landesverbands eingefahren. Kritik einfach an sich abperlen zu lassen, als wäre sie aus Teflon, kann sie sich nicht leisten.

Es sah nicht gut aus, dass Kohnen keinen Leitantrag vorlegte. Die Delegierten konnten keine konkreten Vorschläge und Visionen des Landesvorstands für Bayern diskutierten, sondern beschäftigten sich lange und leidenschaftlich mit der Einsetzung einer organisationspolitischen Kommission. Ein riesiges Gremium soll Vorschläge erarbeiten, wie die SPD wieder kampagnenfähig wird. Ergebnisse gibt es in zwei Jahren. Die Europawahlen aber stehen schon Ende Mai an. Und dafür braucht es Inhalte.

Welche konkreten Ideen Kohnen für Bayern hat, war ihrer Rede kaum zu entnehmen. Ihre Analyse zur Misere der SPD war in vielen Punkten richtig, die Lösungsvorschläge blieben wolkig-abstrakt. Klar wurde, dass die SPD mit ihr weiter nach links tendiert. Ob das im konservativ geprägten Bayern erfolgversprechend ist, darf bezweifelt werden. Ehrbar ist Kohnens Vorsatz, die SPD solle sich nicht mehr im Sowohl-als-auch verlieren. Dafür will sie auch in Berlin kämpfen. Noch besser wäre es, wenn sie öfter als Siegerin aus einer solchen Auseinandersetzung gehen würde. All das ist nicht leicht, war es noch nie für die Bayern-SPD. Kohnen will es jetzt noch einmal probieren. Allein dafür gebührt ihr - bei aller Kritik - Anerkennung.

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Quelle:
SZ vom 28.01.2019
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