Süddeutsche Zeitung

Lehrerausbildung:Die Lehrerverbände schwächen sich selbst

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Die Lehrer kritisieren sich häufig untereinander. Dabei ist das Konzept des BLLV tauglich und vernünftig - und eine Reform der Lehrerbildung ohnehin überfällig.

Kommentar von Anna Günther

Auch bei dieser Debatte geht es vor allem ums Geld. Das ist logisch, aber schade, denn das neue Konzept des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands zur Ausbildung des Nachwuchses könnte eine Lösung für viele Probleme bieten.

Mehr Praxisphasen und intensivere Beratung während des Studiums würden Abbrecherquote und Realitätsschock verringern, und die von manchen Professoren als lästig empfundenen Lehramtsstudenten aufwerten. Studenten könnten auf den Lehrerbedarf reagieren und mit einem Master flexibler in andere Berufe wechseln, wenn ihre Fächerkombination nach dem Abschluss an Bayerns Schulen doch nicht gebraucht wird.

Trotzdem lehnen das Kultusministerium und die anderen Lehrerverbände die Ideen ab. Das war vorhersehbar. Aber wenn alle Lehrer ein gleichwertiges Studium absolvieren, wieso sollten sie dann unterschiedlich bezahlt werden? Gleicher Beamtensold für alle wäre teuer, immerhin macht der Unterschied zwischen Grundschul- und Gymnasiallehrern (ledig, vor Steuern) im ersten Berufsjahr monatlich 674 Euro aus.

Aber ist die Arbeit einer Grundschullehrerin weniger wert? Philologen und Realschullehrer werfen dem BLLV ideologische Motive vor - und beschwören den Untergang des erfolgreichen bayerischen Systems: Hinter all dem könnte die Forderung nach einer Gemeinschaftsschule lauern, und die ist so beliebt wie der Gottseibeiuns. Die Differenzierung in verschiedene Schularten ist für Realschul- und Gymnasiallehrer existenziell. Im Bund steht Bayern mit seinem dreigliedrigen Schulsystem allerdings fast alleine da.

Mit ihrem Standesdünkel schwächen sich die Verbände selbst. Dabei würde auch ein Masterstudiengang an der Differenzierung der Schularten und der Fachlichkeit festhalten. Nur vereint könnten die Lehrer die Staatsregierung zu einer überfälligen Reform der Ausbildung bewegen. Die Lehrer sind die größte Gruppe unter den Staatsbeamten. Von einem praxisnahen Studium würden Schulen, Kinder und Lehrer profitieren.

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Quelle:
SZ vom 24.10.2017
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